HKP-4-2010
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Gesundheitsgefahr aus dem „Untergrund“
Gesundheitsgefahr aus dem „Untergrund“Krankheitserreger und Fliegen im Güllekanal
Trotz penibler Reinigung des Schweinestalls mit Hochdruckreiniger, hochwirksamen Reinigungsmitteln und einer abschließenden Oberflächendesinfektion kehren nach der Neuaufstallung der Ferkel die alten Probleme zurück: Durchfallerkrankungen wie die Dysenterie und eine nicht Die Restgülle – ein unterschätztes Erregerpotenzial
Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ist es in der Praxis nur selten möglich, bei der Stallreinigung auch die Güllekanäle unter dem Spaltenboden restlos zu entleeren, zu reinigen und zu desinfizieren. Doch die bei der Oberflächendesinfektion eingesetzten Wirkstoffe bleiben in der Gülle weitgehend wirkungslos. Die im Stall verbleibende Restgülle stellt somit für Krankheitserreger und Stallfliegen ein geradezu ideales Medium dar, um die Zeit bis zur Ankunft neuer Schweine zu überbrücken. So können die Erreger der Dysenterie, die Brachyspiren, die im Kot bei Stalltemperatur nur eine Überlebensdauer von etwa zwei Wochen haben, in der Gülle dank des anaeroben Milieus bis zu acht Monaten lang infektiös bleiben [1]. Zusätzliche Brisanz erhält die Restgülle als Infektionsquelle durch das verstärkte Auftreten antibiotikaresistenter Brachyspiren [2]. Das bedeutet, dass nach einer Medikation die verbliebenen Erreger Resistenzen aufweisen können und daher vor der Aufstallung neuer Tiere nach Möglichkeit eliminiert werden sollten. Ganzheitliches Hygienekonzept ist gefragt Ein umfassendes Hygienekonzept fängt nicht erst bei der Stallreinigung an und hört auch nicht mit der Oberflächendesinfektion auf. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist die konsequente Einhaltung des „Rein-Raus-Verfahrens“. Das bedeutet, dass stalloder abteilweise wirklich alle Tiere gleich- zeitig ein- bzw. ausgestallt werden. Nur so kann die direkte Erreger-Übertragung von einer Tiergruppe auf die nächste vermieden werden. Als Krankheitsüberträger fungieren auch Ratten und Mäuse, die Brachyspiren in sich tragen und ausscheiden, ohne selbst zu erkranken. Die Bekämpfung dieser Schadnager sollte daher schon einige Wochen vor der geplanten Neuaufstallung einsetzen, damit diese Vektoren rechtzeitig ausgeschaltet werden können. Wenn die Stallhygiene nicht nur „oberflächlich“ betrieben werden soll, muss nach der Stallreinigung auch die unter dem Spaltenboden verbliebene Restgülle hygienisiert werden. Dazu wird die Gülle zunächst so weit wie möglich abgepumpt, damit der zu behandelnde Rest möglichst gering ist. Der verbleibende Güllerest ist zu homogenisieren, d.h. Schwimmschichten und mögliche „Futterberge“ unter den Trogbereichen sind zu zerstören, so dass die Gülle eine ebene, gleichmäßige Oberfläche aufweist. Dysenterie-Erreger und Fliegen in der Restgülle bekämpfen
Die Behandlung der Restgülle erfolgt mit dem Biozid Alzogur. Dieses wird nach der Stallreinigung mit der Gießkanne oder einem Dosierwagen über dem Spaltenboden verteilt und nach einer kurzen Wartezeit mit viel Wasser sorgfältig in den Güllekanal gespült. Durch die intensive hans-juergen.klasse@alzchem.com
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