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Ein Leopard zum Frühstück

Die deutsche Artenschutz-Gesellschaft CCSC (Communities for Conservation
Society Cologne e.V.) in Köln engagiert sich aktiv im Artenschutz im Luambe-
Nationalpark. Dieser liegt im östlichen Teil Sambias im Luangwa-Tal und ist berühmt für seine Ursprünglichkeit und seinen Tierreichtum. CCSC hat das gesamte Management dieses Nationalparks übernommen, um der sambischen Wildlife-Behörde (ZAWA) zur Seite zu stehen. Teil dieses Projektes sind Forschungsvorhaben, die von CCSC aktiv unterstützt werden. Dr. Katja Teschner und Dr. Olaf Behlert waren in Sambia und zeigen auf, wie eine Immobilisierung von Leoparden in der Wildbahn aussieht.

Der Luambe-Nationalpark ist für seine Dichte an Leoparden bekannt. Diese bilden daher einen der Forschungsschwerpunkte, und es wurden entsprechende Forschungsarbeiten durchgeführt. Um mehr über das Jagd- und Migrationsverhalten der Leopardenpopulation in Luambe zu erfahren, wurden fünf wildlebende Leoparden narkotisiert, um sie mit einem Telemetrie- Halsband zu versehen.

Vorbereitungen und Methode

Leoparden sind sehr vorsichtige, scheue und intelligente Jäger. Das Fangen wildlebender Leoparden erfordert sehr viel Umsicht und präzise Vorbereitung. Das Immobilisieren von Leoparden in der Wildbahn kann im Grunde nur mit zwei Methoden geschehen. Die eine, das direkte Schießen mit einem Narkosepfeil aus einem Versteck heraus, scheidet aufgrund der Bedingungen im Luambe-Nationalpark aus. Abgesehen davon, dass der erste Narkoseschuss treffen und sitzen muss, da man nicht zu einem zweiten Schuss kommen würde, entfernt sich das Tier sofort und verschwindet im dichten afrikanischen Buschland. Im Anfluten der Narkose ist das Tier nicht in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Damit ist es extrem anfällig für Angriffe anderer Jäger wie Hyänen oder Löwen. Abgesehen von der Schwierigkeit, den Leoparden im Narkoseschlaf zeitnah wieder aufzufinden (eine Lösung wären ggf. mit einem Sender versehene Narkosepfeile), wäre das Tier bei der hohen Carnivoren-Dichte in Luambe mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit Opfer der o. g. Raubtiere. Aus diesem Grund bleibt als einzige Alternative das Schießen des Tieres in einer Falle. Dazu wurden die Tiere mittels einer Falle gefangen. Diese bestand aus stabil verschweißten Eisenstangen und Metallgittern, in die kleine Einkerbungen zum Anlegen des Laufs des Narkosegewehrs geschnitten wurden. Die Falle wurde an strategisch ausgesuchten Lokalisationen aufgestellt, an denen regelmäßig Leoparden gesichtet wurden, die der Zielgruppe der zu untersuchenden Individuen entsprachen. Es erfolgte eine mehrwöchige Gewöhnung der Leoparden an dieses für sie fremde Gebilde in ihrem Umfeld. Mittels Ködern wurden die Leoparden in die Falle gelockt. Die Falle war mit einem langen Seil verbunden, mit dem die Falltür aus einem Versteck heraus geschlossen werden konnte. Eminent wichtig ist, dass die ausgelöste Falltür nicht komplett bis zum Käfigboden hinunterfallen darf. Dies würde ggf. zu einer Schwanzamputation des gefangenen Tieres und damit zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen. Zwei links und rechts in der Führung der Tür eingeschraubte Bolzen stoppten die Falltür ca. 5 cm über dem Fallenboden, so dass der Schwanz der Leoparden beim Herunterfallen der Tür nicht verletzt werden konnte. Zum Ködern der Leoparden eignen sich Kadaverteile, besonders gut von Flusspferden und Antilopen, die in der Falle befestigt wurden. Zwei bis drei Tage altes Fleisch wird gegenüber frischem Fleisch von den Leoparden bevorzugt. Damit die Kadaverteile in der Falle nicht durch herumstreifende Hyänen oder Löwen erbeutet werden, wurde die Falle in einer Höhe von ca. 1,80 m auf einem Holzgerüst befestigt.

Geschickte und wendige Jäger

Um die Sicherheit von Mensch und Tier zu gewährleisten, wurde die Falle mit einer Sicherung versehen, die das Aufschieben der Falltür durch den gefangenen Leoparden verhindert. Die Falle wurde rund um die Uhr von bewaffneten Wildhütern bewacht, die sich in einigen Metern Abstand in einem Baumversteck aufhielten und per Walkie-Talkie das Signal zum Einsatz gaben. Nachdem ein Tier sicher in der Falle festsaß, wurde der Leopard mittels eines Narkosegewehres in der Falle narkotisiert. Die Immobilisation erfolgte mit Hellabrunner Mischung (HBM), die Antagonisierung mittels Atipamezol 0,5 % (Antisedan). Die Dosierung, Nachdosierungen und Wirkungen der unterschiedlich schweren Tiere und Geschlechter sind in unten stehender Tabelle aufgeführt (die Tiere wurden in der Narkose gewogen): Die Tiere lagen ruhig und exzitationsfrei. Sie wurden aus der Falle geholt, mit einem Senderhalsband versehen, gewogen, und es wurden diverse Blut- und Gewebeproben entnommen. Nach Gabe des Antidots wurden die Tiere wieder in die Falle verbracht, um dort geschützt vor Löwen und Hyänen aufwachen zu können. Die Fallentür wurde erst geöffnet, wenn die Tiere ihr volles Bewusstsein und ihre volle Reaktionsfähigkeit wiedererlangt hatten. Die Wichtigkeit dieser Maßnahmen wird unterstrichen durch die Tatsache, dass während fast aller Narkosen vor allem Löwen, aber auch einmal ein weiterer Leopard, dicht um die Falle herumstrichen. Zur Sicherheit des arbeitenden Teams wurden bewaffnete Wildhüter ringförmig aufgestellt, um Angriffe durch die Raubtiere zu verhindern.

conservation@online.de

Foto: ©
Dirk Freder |
istockphoto.com

HKP 4 / 2010

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2010.
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