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Sichere Diagnose

Ultraschalluntersuchung in der Pferdepraxis

Die Sonografie ist heute ein etabliertes, praxistaugliches, bildgebendes Verfahren. Dr. Peter Tilkorn erklärt, weshalb bei Schäden oder Verletzungen im Weichteilbereich, insbesondere bei Erkrankungen des Sehnen- und Bandapparates beim Pferd die Ultraschalluntersuchung die Methode der Wahl ist.

Auch für Kliniker oder Praktiker, die über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Sehnenerkrankungen verfügen, ist die Sonografie unerlässlich, da selbst offensichtliche Umfangsvermehrungen der Sehnen per Adspektion und Palpation nicht zu typisieren sind – geschweige denn Sehnenfaserzerreißungen, die nicht mit einer Umfangsvermehrung einhergehen. „Sehnendefekte“ im proximalen Drittel des Metacarpus können aufgrund der anatomischen Verhältnisse (Retinaculum Flexorum) schwer zugeordnet werden, eine sichere Abgrenzung gelingt in den meisten Fällen nicht. Liegen hier oder im Verlauf der Sehnen so genannte randständige Sehnendefekte vor, ist die Klinik deutlicher. Wärme, Druckschmerz und geringe Umfangsvermehrungen sind sicht- und tastbar. Zentrale Defekte (Core lesion) dagegen weisen von Mal zu Mal keine dieser oben beschriebenen Merkmale auf. Die distalen Abschnitte des Mittelfußes, der Bereich der gemeinschaftlichen Beugesehnenscheide, der Gleichbeine und der Fesselbeuge mit den Gleichbeinbändern (gerade, schräge, gekreuzte etc.) sind weniger oft betroffen, aber gehen oft mit erkennbaren Umfangsvermehrungen und Druckschmerz einher. Ausnahmen bilden hier die gemeinschaftliche Beugesehnenscheide und das Fesselringband. Während der Metacarpal- und Metatarsalbereich noch relativ „einfach“ zu schallen ist, erfordert der distale Bereich, die Fesselbeuge, an der Hinterhand Hilfsmaßnahmen, um den Schallkopf optimal platzieren zu können. Umfangsvermehrungen, die nicht im „Fenster“ der oberflächlichen Beugesehne liegen, z.B. die Fesselträgerschenkel oder randständige Defekte, müssen von lateral oder medial geschallt werden, da sie außerhalb des Echos liegen. Ausnahmen bestehen bei der Anwendung von Sektorschallköpfen, sie haben allerdings den Nachteil, dass die Struktur der Sehnenfasern im Längsschnitt aufgrund geringer flächenhafter Ankopplung nur spärlich zu beurteilen ist. Tendinitiden können nur über die Klinik und durch die Ultraschalluntersuchung sicher diagnostiziert werden. Voraussetzungen für eine einwandfreie Diagnose sind gute anatomische Kenntnisse, ein Ultraschallscanner mit mindestens 7,5 Megahertz oder höher, eine Wasservorlaufstrecke, die gewissenhafte Vorbereitung des Objektes und ein angemessener Zeitaufwand.

Wichtig: Der Linearschallkopf sollte der Standardschallkopf sein, da sowohl der Querschnitt als auch der Längsschnitt sehr gute Abbildungen der Sehnen liefern.

Einstellungshinweise (Technik): [am Beispiel LogicScan-Doppler 100; (Ferrex)]

Die Einstellungen des Ultraschallgerätes – Power, Gain, TGC, Dynamic Range und Reject – bestimmen die Qualität des Ultraschallbildes.

- Hohe „Powereinstellungen“ (elektrische Energie) erzeugen mehr Artefakte als tiefere Werte.
- Gain ist das Verhältnis von Output zu Input. Eine Erhöhung des Gain bedeutet eine Erhöhung der Amplitude des reflektierten Signals. Zu niedrige Werte bedeuten den Verlust von schwachen Echos.
- TGC (Time Gain Compensation) verändert den Wert der empfangenen Signale (Echos), die aus den tiefer gelegenen Schichten resultieren. Schallkopfnahe Strukturen werden überstrahlt dargestellt, sie besitzen ein deutlicheres Echo als die tieferen Schichten. Über den TGC-Filter lassen sich homogene Bilder erzeugen.
- Dynamic Range bedeutet das Verhältnis der höchsten zur niedrigsten Amplitude. Bei gleicher Einstellung von Power und Gain wird der Kontrast über Dynamic Range geregelt.
- Reject bedeutet die Veränderung der Echodichte, d.h., dass bei höheren Rejectwerten weniger Echo und damit weniger Informationen sichtbar werden.

Therapie

Die Therapien der Sehnenerkrankungen sind sehr unterschiedlich, jedoch bietet die regenerative Medizin viel versprechende Ergebnisse. Aus unserer Sicht ist die PRP-Behandlung (Platelets Rich Plasma) die Methode der Wahl, da sie bisher langfristig die besseren Ergebnisse liefert. Weidegang allein ist keine geeignete Therapiemaßnahme, um an den alten Leistungsstand wieder anzuschließen zu können.

ptilkorn@aol.com

HKP 5 / 2010

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2010.
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