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HKP-1-2016 > Optimaler Schutz

Optimaler Schutz

Biosicherheit und Impfungen: Fortbildung von Boehringer Ingelheim

Biosicherheit ist ein wichtiges Thema für Schweinehalter. Biosicherheitsmaßnahmen sind dazu da, den Infektionsdruck durch Bakterien, Viren und Parasiten auf Schweinebetriebe so gering wie möglich zu halten. Dies hat zur Folge, dass das Immunsystem der Tiere aufgrund eines geringeren Gesamtinfektionsdrucks weniger gefordert wird, was Krankheitsausbrüchen vorbeugt.

Außerdem verbessern sich die Produktsicherheit, das Tierwohl als Folge des Rückgangs der Zahl kranker Tiere sowie Produktionsparameter wie beispielsweise Tageszunahmen und Futterverwertung. Es reduziert sich der Medikamenteneinsatz und damit auch die Anwendung von Antibiotika, was auch zu weniger antibiotikaresistenten Bakterien führt.
Bei all diesen Vorteilen ist es verwunderlich, dass noch immer viel zu wenig Maßnahmen zur Biosicherheit in den Betrieben ergriffen werden. Prof. Jeroen Dewulf von der Universität Gent, Belgien gab kürzlich auf einer Fortbildungsveranstaltung von Boehringer Ingelheim in Hamburg Tipps, wie sich die Biosicherheit Schritt für Schritt verbessern lässt. „Wir unterscheiden die externe und interne Biosicherheit. Die externe Biosicherheit meint alle Bereiche, in denen von außen ein Risiko an einen Schweinebetrieb herangetragen wird. Zum Beispiel der Zukauf von Tieren oder auch der Transport von Gülle, Futtermitteln und Kadavern, weil hier immer fremde Fahrzeuge von Betrieb zu Betrieb fahren und auf diese Weise Erreger verschleppen können. All dies ist natürlich notwendig in der Schweinehaltung, jedoch müssen wir das damit verbundene Risiko klein halten.“ Er nannte hier etwa eine Quarantänezeit für zugekaufte Tiere und eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Tiertransporter.

Schwarz-Weiß-Bereiche einrichten

Vor allem die Einteilung des eigenen Betriebs in einen schwarzen und weißen Bereich sei sehr wichtig. Schwarz steht für den unkontrollierten Außenbereich mit unbekanntem Keimstatus und der Gefahr, dass dort auch pathogene, betriebsfremde Erreger vorhanden sind. Weiß steht für den kontrollierten Bereich, um die eigene Herde vor einem Neueintrag von möglichen Pathogenen zu schützen. Nur die erforderlichen Produktionsmittel und Personen sollen aus dem „schwarzen“ in den „weißen“ Bereich gelangen. Personen nutzen dazu eine Hygieneschleuse. „Die Hygieneschleuse sollte idealerweise zwei Eingänge haben, sodass man „schmutzig“ hereinkommt, sich stalleigene Kleidung und Stiefel anzieht und über den „weißen“ Ausgang in den Stall geht. Wenn keine Dusche vorhanden ist, kann man auch mit einer Bank arbeiten, über die man symbolisch vom schwarzen in den weißen Bereich steigt“, so Prof. Dewulf. Ob unbedingt ein Einduschen notwendig ist, will Prof. Dewulf nicht pauschal beantworten. „Viel wichtiger als Duschen ist das Händewaschen und desinfizieren. Ich frage Sie, wie viele Ihrer Landwirte wollen, dass Sie sich vor Betreten des Stalles die Hände waschen? Sicher kaum jemand. Dann ist Duschen gut, das zwingt automatisch zum Händewaschen und Kleiderwechsel. Die Dusche sollte dann eine Durchgangsdusche sein.“

Händewaschen wichtigste Maßnahme

Händewaschen ist mit die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Erregerübertragung und wird doch viel zu selten praktiziert. Prof. Dewulf appellierte an die Tierärzte, hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn diese Hygienemaßnahmen beachtet würden, gibt es seiner Meinung nach auch keinen Grund, von Besuchern 24 Stunden Schweinefreiheit zu fordern. „Wissenschaftlich ist der Nutzen nicht belegt“, so Prof. Dewulf. Er betonte, dass ein Stall immer über den Bereich der gesündesten bzw. anfälligsten Tiere betreten werden sollte (also Sauen und Ferkel) und dann der Rundgang von jungen zu alten Tieren erfolgen sollte, um schließlich über die Quarantäne- oder Krankenstation den Stall wieder zu verlassen.

Viele kleine Risiken summieren sich

Er machte die Zuhörer darauf aufmerksam, dass es sehr viele Übertragungswege für Erreger gibt. „Personen, Futter, Haustiere, Schadnager, Luft, Werkzeuge, Transportfahrzeuge und am allerwichtigsten: lebende Tiere sind Vektoren für Erreger. Für alle Übertragungswege gelten aber unterschiedliche Risiken, wobei das Übertragungsrisiko mit der Häufigkeit des eintretenden Ereignisses wächst. Zum Beispiel ist an sich das Risiko, Krankheiten über den Futtertransport zu übertragen, gering, doch wenn der Betrieb jede Woche Futter bekommt, erhöht sich das Risiko deutlich.“ Er riet zu Netzen oder Gittern über allen Lüftungslöchern, um Schadnager und Vögel fernzuhalten. Die Umgebung des Stalls sollte sauber sein und frei von Gerümpel, denn das seien Rückzugsorte für Ratten. Insgesamt seien größere Bestände gefährdeter als kleine, die Anforderungen an die Qualität des Managements steigen mit der Tierzahl.
Viele Landwirte würden in Belgien eine separate Tierverladestation bauen oder sogar mit einem passenden Fahrzeug die Tiere selbst zum Tiertransporter bringen, der dann weit entfernt vom Stall stehen kann. „Das vermeidet, dass das kontaminierte Fahrzeug auf meinen Betrieb fährt und eventuell Tiere von mir in den Transporter laufen und dann in der Hektik doch wieder zurück in meinen Stall. Im Transporter sind immer Krankheitserreger und die will ich nicht in meinem Stall haben.“ Aus dem gleichen Grund rät Prof. Dewulf zur Anschaffung von eigenen Materialien (z.B. Güllepumprohre), sodass man nichts mit einem anderen Schweinebetrieb teilen muss.


Kein Mischen verschiedener Altersgruppen

Die interne Biosicherheit bezeichnet all die Vorgänge, die innerhalb eines Stalles für eine Erregerübertragung sorgen können. Im Umgang mit kranken Schweinen riet Prof. Dewulf, kranke Tiere in einen separaten Krankenstall zu bringen und diese Tiere auch bei Genesung niemals wieder zurück in den Restbestand zu bringen. „Diese Tiere sind voll mit Erregern und dürfen nicht zurück, sie bleiben dort bis zum Schlachttermin. Entwickeln sie sich nicht zu einem profitablen Mastschwein, sollte frühzeitig an Euthanasie gedacht werden. Ein Wurfausgleich sollte wenn überhaupt nur einmal erfolgen, weil es besser ist, wenn die Ferkel in ihrer Gruppe bei ihrer Sau bleiben. Ansonsten werden Keime, hier vor allem Streptokokken, munter durch die Gruppen verbreitet. Auch Kümmerer sollten aus dem gleichen Grund nicht in verschiedenen Altersgruppen hin und her sortiert werden, denn diese Tiere kümmern ja nicht ohne Grund. Außerdem behindert das Zurückstallen das Rein-Raus-Prinzip, welches unbedingt in Flatdeck und Mast gelten sollte. Nur wenn ich Ställe im Rein-Raus-Prinzip fahre, kann ich sie gründlich reinigen und desinfizieren.“

Biosicherheit wächst mit jeder Maßnahme

Was Reinigung und Desinfektion betrifft, sind diese Maßnahmen laut Prof. Dewulf das A und O der internen Biosicherheit. „Wir müssen alles gut reinigen und desinfizieren, nicht nur die Ställe, auch alle Materialien wie gebrauchtes Impfbesteck, Nadeln, Treibebretter, Skalpelle etc., selbst das Desinfektionsbad für Stiefel muss gereinigt werden, denn wenn es wie oft zu sehen total schmutzig ist, dann trägt es noch zusätzlich zur Erregervermehrung bei. Bei der Biosicherheit ist jeder Schritt wichtig, die Sicherheit wächst mit jeder Maßnahme, kleine Schritte bringen auch etwas.“

Neue PRRS-Impfstoffe für mehr Bestandsschutz

Biosicherheit ist auch für das Thema des folgenden Vortrags sehr wichtig: das porzine reproduktive und respiratorische Syndrom, kurz PRRS. „Das PRRS-Virus ist nun schon seit über 25 Jahren bei uns endemisch. Es ist tückisch, denn es persistiert in Geweben selbst bei klinisch unauffälligen Tieren und kann durch ungünstige Umstände jederzeit reaktiviert werden In der Bekämpfung von PRRS sind wir deshalb immer noch nicht so weit, wie wir es uns wünschen“, so Tierarzt Dr. Rolf Steens, Boehringer Ingelheim. Sein Unternehmen will nun mit zwei neuen Impfstoffen neue Werkzeuge zur PRRSKontrolle anbieten. Beide Impfstoffe basieren auf einem EU-Virustyp, der hierzulande vorherrschend ist. Ein Impfstoff ist zugelassen für die Bestandsimpfung bei Sauen für alle Produktionsstadien, also auch tragende Sauen (Repro- Cyc® PRRS EU). Der andere Impfstoff wurde speziell für Ferkel entwickelt, um sie vor PRRSbedingten Atemwegserkrankungen zu schützen (PRRSFLEX® EU). „Abgesehen von der Impfung empfehlen wir weitere systematische Maßnahmen, um PRRS besser zu kontrollieren. Wir haben dazu einen 5-Punkte-Plan entwickelt, mit dem man das PRRS-Risiko für einen Schweinebetrieb analysieren und Maßnahmen für die Verbesserung der externen und internen Biosicherheit erarbeiten kann“, so Dr. Steens. Der 5-Punkte- Plan ist beim Tierarzt oder direkt bei Boehringer Ingelheim erhältlich.

PCV2-Impfstoff jetzt mit Sauenzulassung

Schließlich informierte Tierarzt Dr. Marius Kunze die Zuhörer über die Zulassungserweiterung für den bekannten PCV2-Impfstoff (CircoFLEX®). „PCV2-Infektionen können nicht nur bei Ferkeln und Mastschweinen schwerwiegende Auswirkungen haben, sondern auch bei Sauen. Eine höhere Umrauschquote, eine geringere Abferkelrate sowie weniger abgesetzte Ferkel je Wurf können Anzeichen für eine PCV2-Infektion der Sau sein.“ Die Impfung der Sauen ist reproduktionsorientiert oder als Bestandsimpfung möglich.

-> mail@heikeswelten.de

Foto: istockphoto.com, bazilfoto

HKP 1 / 2016

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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
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Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
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Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.