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Dr. Thomas Ettle
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Untersuchungen zur Fütterungsintensität und zum Wachstum bei Fleckvieh und Braunvieh
Untersuchungen zur Fütterungsintensität und zum Wachstum bei Fleckvieh und BraunviehJungrinderaufzuchtJungrinder sind die Milchkühe von morgen. Dementsprechend hat die optimale Jungrinderaufzucht im Produktionssystem Milchviehhaltung eine hohe Bedeutung. Welche Auswirkungen unterschiedliche Fütterungsintensitäten auf die Aufzuchtleistung von Fleckvieh und Braunvieh haben, wurde in einem Versuch an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub untersucht. Hintergrund
Die Jungrinderaufzucht ist einer der größten Kostenblöcke in der Milchviehhaltung. Dies wird durch Auswertungen im Rahmen des DLG-Projektes Spitzenbetriebe Milch bestätigt. Ziel der Aufzucht ist die Produktion einer gesunden, gut entwickelten und leistungsstarken Milchkuh. Dies ist nur durch eine gezielte Fütterung mit qualitativ hochwertigen Futtermitteln bei guten Haltungsbedingungen zu erreichen, so dass sich aus dieser Sicht nur wenig Potential zur Reduktion der Kosten ergibt. Die Verringerung der Anzahl aufgezogener Jungrinder, eine effiziente Maßnahme zur Kostenreduktion, wird in der Praxis kaum durchgeführt, da hierfür die erforderlichen Zuchtentscheidungen sehr frühzeitig getroffen werden müssen. Ein Ansatzpunkt, den Aufwand sowie Nährstoffausscheidungen in der Jungrinderaufzucht zu reduzieren, ist eine Verkürzung der Aufzuchtdauer. Biologische Grenzen
Allerdings sind einer Reduktion des Erstabkalbealters biologische Grenzen gesetzt, da für den Zeitpunkt der Erstbesamung weniger das Alter als die physiologische Reife bzw. die Lebendmasse entscheidend sind. Dementsprechend bedingt eine frühere Besamung bei gegebener angestrebter Lebendmasse höhere tägliche Zuwachsraten. Diese wiederum werden nur über Rationen mit höheren Energie- und Nährstoffkonzentrationen zu erreichen sein. Fütterungsversuch
Für die Untersuchungen wurden insgesamt 60 Fleckvieh- und 24 Braunviehkälber mit einem mittleren Alter von etwa einem Monat in sechs Aufstallungswellen im Kälberstall der Versuchsstation in Grub aufgestallt. Bis zu einem Lebendgewicht von etwa 150 kg (138. Lebenstag) wurden die Tiere einheitlich versorgt. Anschließend wurden die Tiere in den Tretmiststall der Versuchsstation Grub verbracht und in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Tiere der Versuchsgruppe (angestrebtes Erstkalbealter: 24 Monate) wurden bis zu einem mittleren Alter von 274 Tagen über eine TMR auf Basis Maissilage, Grassilage und Kraftfutter mit einem Gehalt von 10,6 MJ ME/kg TM versorgt. In der Kontrollgruppe (angestrebtes Erstkalbealter: 27 Monate) wurde bis zum selben Alter die gleiche TMR verdünnt mit Stroh und einem Energiegehalt von 10,2 MJ ME/kg TM gefüttert. Ab dem 274. Lebenstag erhielt die Versuchsgruppe eine TMR auf Basis Grassilage, Maissilage, Stroh und Mineralfutter mit einem ME-Gehalt von 9,7 MJ ME/kg TM, die Kontrollgruppe wiederum diese TMR, mit Stroh auf einen ME-Gehalt von 9,5 MJ ME/kg TM verdünnt. Die letztgenannte TMR wurde auch in der Versuchsgruppe ab dem 550. Lebenstag bis etwa 8-6 Wochen vor der Kalbung verabreicht. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Tiere in zwei Milchviehherden der LfL integriert. Die Nährstoff- und Energiegehalte waren an den Vorgaben der DLG zur Erreichung eines Erstkalbealters von 24 bzw. 27 Monaten ausgerichtet. Zum Zeitpunkt der ersten Besamung Futteraufnahme
Die differenzierte Fütterungsintensität führte in der Phase 138. bis 274. Lebenstag zu einer gesteigerten (p < 0,05) Futteraufnahme in der Versuchsgruppe (Tab. 1). Auch in anderen Untersuchungen wurde eine höhere Futteraufnahme bei Jungrindern beobachtet, wenn die Energiekonzentration in der Ration gesteigert wurde, wobei die Effekte wesentlich deutlicher waren als in vorliegendem Versuch. Nach Reduktion der Energiekonzentration ab dem 274. Zuwachsleistung Die täglichen Zunahmen waren ab dem Zeitpunkt der differenzierten Fütterung in der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrolle um ca. 100 g erhöht (p<0,05). Diese Unterschiede sind für die Phase 138. – 274. Lebenstag durch unterschiedliche Energieaufnahmen erklärbar, für die Phase 274. – 550. Lebenstag jedoch nicht. Die Braunviehtiere zeigten ab dem 274. Lebenstag deutlich geringere (p<0,05) tägliche Zunahmen als die Fleckviehtiere. Die durchschnittlichen Lebendmassen lagen bei Fleckvieh im Versuch bei einem gegebenen Lebensalter erheblich höher als Literaturdaten annehmen lassen (Abb. 2). Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei DH und (BS x DH) Rindern gemacht. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass sich das Wachstumspotential (und auch die Gewichte der ausgewachsenen Tiere) verschiedener Rassen im Lauf der Zeit erhöht haben und dementsprechend eine Anpassung in den entsprechenden Tabellarien erfolgen sollte. Allerdings muss auch auf die hohe Streuung zwischen den Tieren verwiesen werden (Tab. 1). Andererseits zeigt Abbildung 2 auch, dass sich die Lebendmassen der Braunviehtiere (bzw. Brown-Swiss-Tiere) eher im Bereich der Orientierungswerte der DLG für Fleckviehtiere bewegen. Ein zügigeres Wachstum von Brown-Swiss-Tieren im Vergleich zu Fleckviehtieren, wie es die DLG-Orientierungswerte vermuten lassen, konnte für das im Versuch verwendete Tiermaterial nicht beobachtet werden. Für die Praxis ergibt sich insgesamt, dass die Wachstumskapazität auch innerhalb der Rasse stark vom Typus abhängig ist und erheblichen Variationen unterliegt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines konsequenten Controllings in der Jungrinderaufzucht, wie z. B. durch regelmäßige Tierwiegungen oder alternative Verfahren der Abschätzung der körperlichen Entwicklung. Nur so besteht die Möglichkeit, Abweichungen von den angestrebten Zuwachsraten zumindest im Mittel einer Tiergruppe durch entsprechende Änderungen in der Fütterungsstrategie entgegenzuwirken. Das im Versuch realisierte Erstkalbealter in der Versuchs- und Kontrollgruppe lag unter Einbeziehung aller verfügbaren Daten bei 25,5 und 28,4 Monaten. Der Besamungsindex lag mit 1,44 und 1,55 in der Versuchs- und Kontrollgruppe in einem günstigen Bereich, ein negativer Einfluss der Fütterungsintensität ist nicht erkennbar. Gleichermaßen ergab sich bei der Beurteilung des Geburtsverlaufes zur ersten Kalbung kein ersichtlicher Unterschied zwischen den Gruppen. Fazit Vorliegende Arbeit stellt Daten zur Futteraufnahme und Gewichtsentwicklung von weiblichen Jungrindern der Rassen Fleckvieh und Braunvieh bis zur ersten Kalbung dar. Es ergeben sich Hinweise, dass insbesondere die Wachstumskapazität bei Fleckvieh wesentlich höher liegt, als Literaturangaben vermuten lassen. Auch die Futter - aufnahmekapazität im unteren Gewichtsbereich lag höher, als nach Literaturangaben anzunehmen wäre. Dementsprechend sind die derzeitigen Angaben zu Lebendmasseentwicklung und Futteraufnahme in der Aufzucht weiblicher Fleckvieh-Jungrinder zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Einflussgrößen auf die Futteraufnahme im 2. Lebensjahr (Alter, Lebendmasse etc.) sind weiter zu untersuchen. Literatur bei den Autoren. Foto: © Dr. Thomas Ettle |
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