Anziehungskraft
AnziehungskraftMagnetresonanztomographie (MRT) in der Veterinärmedizin Von Dr. Daniela Gorgas und med. vet. Christina Stahl„...und meine Katze kommt zur Untersuchung in die Röhre wie wir Menschen?“ fragte uns der Besitzer der Katze „Couscous“ und war erstaunt, dass man am lebendigen Tier in das Innere des Schädels oder auch eines Pferdhufes blicken kann. Über die Faszination solcher Bilder hinaus ermöglicht das MRT die präzise Darstellung von Weichteilstrukturen und damit Diagnosen, die ansonsten nicht zu stellen sind.
Es verwundert nicht, dass das MRT inzwischen fester Bestandteil in der Aufarbeitung tiermedizinischer Patienten geworden ist und Einzug in größere Praxen und Überweisungszentren, in denen Spezialisten Untersuchungen auswerten, gehalten hat. Anhand Warum eignet sich MRT besonders gut, um Weichteilveränderungen darzustellen? Da die meisten pathologischen Prozesse in den Weichteilen mit einem erhöhten Gehalt an Wasser und damit an frei beweglichen Protonen einhergehen, sind sie im MRT gut sichtbar. Besonders in den sogenannten flüssigkeitssensitiven Sequenzen wie in der T2-Gewichtung können damit Läsionen als abnormal helles Signal in den Weichteilen entdeckt werden. Die Sensitivität kann zusätzlich erhöht werden, indem das ansonsten ebenfalls helle Signal vom umgebenden Fett oder Liquor unterdrückt wird. Zur weiteren Charakterisierung von Läsionen können eine Vielzahl anderer Sequenzen eingesetzt werden, die das anatomische Detail besonders gut zeigen oder empfindlich für Blutungen sind. Gadolinium-haltige Kontrastmittel, die intravenös appliziert werden, reichern sich in vaskularisierten Gebieten an und zeigen z. B. bei durchbrochener Blut-Hirn-Schranke eine Kontrastmittelaufnahme in intraparenchymalen Läsionen des zentralen Nervensystems. Vergleich mit der Computertomographie (CT)
Im Gegensatz zum Röntgen erlauben Schnittbildtechniken eine überlagerungsfreie Darstellung. Daher ist es möglich, auch komplexe Objekte wie den Schädel oder zusammengesetzte Gelenke in Einzelschnitten anzusehen und besser zu beurteilen. Im MRT kann dabei die Darstellungsebene frei gewählt werden, während im CT durch die Rotation der Röntgenröhre die Schnittrichtung festgelegt ist (meist Transversalschnitte) und erst anschließend durch Rekonstruktionen die dorsale und sagittale Ebene erstellt werden kann. Für die Chirurgen ist es deutlich einfacher, Operationen anhand von Schnittbildern oder deren 3D-Rekonstruktionen zu planen, anstatt sich anhand von zweidimensionalen Ultraschall- oder Röntgenbildern oder Beschreibungen zu orientieren. Im CT werden Röntgenstrahlen verwendet, deren Absorption durch das Gewebe gemessen und aus den ermittelten Werten Graustufen im Bild bestimmt werden. Der Einsatz der Röntgenstrahlen ermöglicht eine sehr gute Darstellung von Knochen. Moderne Computertomographen können außerdem Untersuchungen in kurzer Zeit und mit hoher räumlicher Auflösung durchführen. Mit dem CT kann daher eine verdickte Wand der Bulla tympanica gut erkannt werden, während dies mit dem MRT nicht möglich ist. Auch in der Diagnostik von Ellbogenerkrankungen, insbesondere der frühen Diagnostik von Ellbogendysplasie, ist das CT dem MRT überlegen. Thoraxuntersuchungen werden in der Regel ebenfalls mittels CT durchgeführt. Aufgrund der kurzen Untersuchungszeit des CT können Bewegungsartefakte, die sich aus der Atembewegung und dem Herzschlag ergeben, reduziert werden. In welchen Fällen ist ein MRT Mittel der Wahl?
75 % der Fälle, die bei uns eine MRT Untersuchung erhalten, sind Patienten mit neurologischen Symptomen. Nicht bei jeder Untersuchung erwartet man strukturelle Veränderungen, das MRT kann dazu dienen, Ausschlussdiagnosen wie idiopathische Epilepsie oder idiopathisches Vestibulärsyndrom zu stellen. Entdeckt man eine Läsion im zentralen Nervensystem, kann häufig nicht eine definitive Diagnose gestellt werden, die endgültige Diagnose bringt nur die histopathologische Untersuchung des Gewebes. Aber das Signalverhalten in den verschiedenen Sequenzen, Kontrastmittelaufnahme, Lokalisation und Abgrenzung können die möglichen Differentialdiagnosen eingrenzen und zusammen mit der Untersuchung des Liquors interpretiert werden. Auch sekundäre Veränderungen wie ein Kleinhirnvorfall aufgrund eines erhöhten Hirndruckes sind im MRT sichtbar. Abgesehen vom Gehirn ist auch die Untersuchung des Rückenmarkes und der Nerven ein wichtiges Einsatzgebiet des MRT. Bei akuter Rückensymptomatik ist es mit dem MRT möglich, nicht nur einen Bandscheibenvorfall zu sehen, sondern auch Veränderungen innerhalb des Rückenmarkes wie eine sekundäre Myelomalazie zu entdecken. Rückenmarksinfarkte oder traumatische Bandscheibenvorfälle können nur mit MRT entdeckt werden. Gesunde Nerven sind meist nur im Bereich der Nervenwurzel sichtbar. Sind die Nerven jedoch verändert wie bei einem Plexustumor, sind sie im MRT sichtbar und die Ausdehnung und Größe des Tumors kann bestimmt werden. Nur so lässt sich entscheiden, ob ein chirurgischer Eingriff möglich und sinnvoll ist. Forschung und Entwicklung Stärkere Magnete können die Untersuchungsdauer erheblich reduzieren und haben ein besseres Signal-Rausch Verhältnis. Diese Entwicklung erlaubt es, Untersuchungen von sich bewegenden Organen wie Lunge, Herz und Gefäßen durchzuführen. Die relativ junge Geschichte des MRT in der Tiermedizin eröffnet ein breites Forschungsgebiet. Ein großer Teil der Erkenntnisse erhält man auch heute noch durch die Korrelation der MRT-Bilder, die am lebenden Tier erworben werden, mit den histopathologischen Befunden. Dafür ist es jedoch nötig, die Tierbesitzer im Fall einer Euthanasie für die Einwilligung in eine pathologische Untersuchung zu gewinnen. Nur so können neue Erkenntnisse in Zukunft für das Wohl der Tiere eingesetzt werden. |
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