Bienen - Unersetzliches Nutztier
Bienen - Unersetzliches NutztierHinter dem vordergründigen Durcheinander in einem Honigbienenstaat herrscht eine vollkommene Ordnung. Im Zentrum steht die Königin, die den Stamm hervorgebracht hat. Unzählige Arbeiterinnen tragen zum gemeinschaftlichen Leben bei, indem sie sich die anfallenden Arbeiten teilen und sich perfekt aufeinander abstimmen. Was, wann, wo und wie viel gearbeitet werden muss, entscheidet jede Biene für sich auf der Basis ihres Alters und der Information, die sie aus ihrer Umgebung empfängt. Die Bienen pflegen die Gesundheit ihres Volkes, indem sie Wert auf Hygiene legen. Mit ihrem hoch entwickelten Geruchssinn an ihren Fühlern mit über 60.000 Geruchsrezeptoren spüren sie kranke oder tote Individuen im Stock auf, um sie hinauszuwerfen. Auf diese Weise können sie sich gut vor Parasiten, Viren und Bakterien schützen. Varroa, Monokultur und Neonicotinoide Doch seit Jahren sterben ganze Bienenvölker, dabei sind Bienen im Grunde enorm robust, erreichen aber durch die Fülle an negativen Einflüssen die Grenze ihrer Belastbarkeit. Das Sterben ist als Resultat menschlichen Eingreifens zu verstehen, einer Art Domestizierung, die die Widerstandsfähigkeit der Insekten schwinden ließ und sie für Parasiten und Krankheiten anfälliger machte. Ob Viren, Bakterien, Pilze oder größere Parasiten, ob Agrochemie, Monokulturen, eine Einengung des Erbgutes in bestimmten Populationen oder eine Kombination aus diesen und weiteren Stressfaktoren – all das macht das Leben der Bienen nicht einfacher. Die eingeschleppte Varroamilbe destructor ist ein akutes Problem. Gleichzeitig parasitieren die Milben erwachsene Bienen und die Brut und übertragen Viren. Aber auch immens große Monokulturen wie die Mandelbaumplantagen in den USA haben negative Auswirkungen auf den Nährstoffhaushalt der Bienen. Hier bestäuben 4 Mrd. Bienen 4 Monate lang ausschließlich Mandelblüten. Die Vielfalt des Speisezettels ist aber für die Biene genauso wichtig wie für uns Menschen. Einseitige Ernährung durch lediglich eine Sorte Pollen führt zu Einschränkungen bei den Bienen, insbesondere im Aufzuchtserfolg des Nachwuchses. Mancherorts fehlen die erwachsenen Bienen im Stock. Sie können nicht mehr zu ihrem Stock zurückfinden, wenn Nervengifte wie Neonicotinoide ihr zentrales Nervensystem so geschädigt haben, dass sie sich nicht mehr im Raum orientieren können. Auswirkungen auf Mensch, Tier und Pflanze
Bienen werden von allen duftenden und farbigen Blüten angelockt. Insgesamt bestäuben Honigbienen 80 % der 2.000 bis 3.000 einheimischen Nutz- und Wildpflanzenarten. Das Bienensterben hätte eine Verkleinerung der Pflanzenwelt zur Folge. Weniger Vielfalt der Blütenpflanzenarten zöge weniger Vielfalt aller von ihnen abhängigen Lebewesen nach sich. Schmetterlinge, Vögel (Samenesser) und viele andere kämen in arge Nöte. Eine Verarmung der Artenvielfalt würde einen Lebensraum schließlich extrem instabil und anfällig für Krankheits- und Parasitenbefall machen. Natürliches Verhalten der Bienen
Die Honigbiene übernimmt also einerseits eine wichtige Schlüsselfunktion in den verschiedenen Ökosystemen der Natur und ist andererseits in unseren Breiten als drittwichtigstes Nutztier nach Rind und Schwein unverzichtbar für die Nahrungsmittelproduktion der Menschen. Da die Bienen ihre fleißige Arbeit zum Wohle der Agrarwirtschaft eher unbemerkt verrichten, wird sie viel zu selbstverständlich vorausgesetzt. Doch nur über das Verstehen der komplexen Zusammenhänge in der Natur und der großen Abhängigkeiten unserer Lebensmittel von den Honigbienen lassen sich künftig auch die Problematiken um das Bienensterben eindämmen. - Messwerte aus dem Stock
// Stockgewicht - Messwerte aus der natürlichen Umgebung
// Luftdruck Alle Messwerte lassen sich miteinander in Verbindung setzen. Die Zeiträume sind dabei beliebig eingrenzbar. Stück für Stück machen Grafiken die hochkomplexen Lebensvorgänge der Honigbienen sichtbar und führen dem Benutzer natürliche Zusammenhänge vor Augen. Lehrmaterialien zum Bienensterben
Das für den Menschen wichtige Insekt kann in verschiedenen Schulfächern eingesetzt werden, da die Honigbiene unterschiedliche Wissenschaften miteinander vernetzen kann: Ihr Wesen ist Biologie, ihr Flug Physik, ihr Verhalten Soziologie, ihr Wabenbau geniale Architektur und aufgrund ihrer großen Bedeutung für den Menschen ist sie schon immer Gegenstand künstlerischer Darstellungen gewesen. Bislang existieren auf dem zweisprachigen HOBOS-Portal Lehrmaterialien für die Fächer Mathematik, Kunst und Biologie. Foto: © Prof. Dr. Jürgen Tautz |
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