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Moderne Sportpferdehaltung und -ausbildung

Es ist eine Tatsache, dass die meisten Sportpferde 23 1/2 Stunden des Tages in ihrer Box verbringen und nur wenig von der Außenwelt erleben dürfen. Eine sehr schwierige Situation für Hochleistungssportler, von denen erwartet wird, immer topfit zu sein. Ein solches System birgt das Risiko, zulasten der Gesundheit der Pferde zu gehen. Fiona Isabella Hinrichs berichtet über ihre Erfahrungen des Pferdetrainings, basierend auf der Lehre von Michel Robert.

Die meisten Pferde leiden viel mehr unter zu wenig Auslauf und Bewegung als an Überlastung. Vor allem die Bedeutung des Konditionstrainings im Leistungssport wird von vielen Reitern unterschätzt. Michel Robert, einer der besten Springreiter der Welt, fordert, dass das Pferd mindestens einmal am Tag eine Stunde herauskommen und allmählich in der Lage sein muss, ein einstündiges Trabtraining oder ein 30-minütiges Galopptraining durchzuhalten. So stützt sich das wöchentliche Arbeitsprogramm seiner Pferde in der Regel auf folgendes Modell:

- Montag: Dressurarbeit
- Dienstag: Arbeit mit kleinen Übungen oder sehr niedrigen Parcours
- Mittwoch: Kombinationen und Hindernisfolgen mit begrenzter Zahl von Sprüngen (20–25 pro Übungsstunde)
- Donnerstag: Gelände, Longenarbeit oder Transport im Lastwagen
- Freitag bis Sonntag: Während der Saison im Allgemeinen Turnier, jeweils ein Ruhewochenende für drei Turnierwochenenden

Meine eigenen, nach diesem Modell trainierten Pferde brachten sehr positive Ergebnisse. Die Springpferde sind frisch, motiviert und absolut leistungsbereit.

Überblickt der Reiter/Trainer den jeweiligen Trainingsstatus seines Pferdes, kann er Defizite gezielt mit spezieller Arbeit ausgleichen. Jedes Pferd sollte sein individuelles Trainingsprogramm erhalten.
Speziell in der Dressurpferdeszene besteht das Problem einer sehr einseitigen Arbeitsweise, die den Pferden sehr wenig Freizeit erlaubt. Umso wichtiger ist ein Ausgleich, z.B. auf der Weide. Meine Erfahrung mit Dressurpferden verschiedensten Alters ist: je abwechslungsreicher das Tagesprogramm, desto größer die Turnierleistung. Dabei ist es wichtig, flexibel zu sein und gegebenenfalls das Training kurzfristig umzustellen und auf die Verfassung des Pferdes abzustimmen. Zeigt sich z.B. zu Beginn des geplanten Ausdauertrainings das Pferd müde, erschöpft und unkonzentriert, wird ein einfühlsamer Reiter dies berücksichtigen und seine Arbeit anders gestalten – bespielsweise lässt er das Pferd stattdessen bei einem 30-minütigen Geländeritt im Schritttempo ausspannen. Erfolg kann nur im Team erreicht werden. So spielen die körperliche und mentale Situation sowie die Bereitschaft des Pferdes, sich in den jeweiligen Trainingseinheiten zu steigern, eine entscheidende Rolle für den Erfolg im Hochleistungsbereich.
Der Sportreiter ist auf die 100 %ige Mitarbeit des Pferdes sowie auf seinen Kampfgeist im Wettkampf angewiesen. Dabei ist gegenseitiger Respekt ein entscheidendes Detail zum Erfolg. Die wichtigste Tugend ist jedoch Geduld, denn nur so sind Fortschritte möglich. Bei jungen Pferden ist die Gefahr groß, sie zu überfordern und psychisch zu stark zu belasten. Die an das Pferd gestellten Aufgaben sollten immer sorgfältig überprüft und dabei genau abgewogen werden, ob das Pferd diesen gewachsen ist. Der Reiter sollte auch den noch so kleinsten Fortschritt, speziell bei jungen Pferden, erkennen und belohnen. Wenn die positiven Aspekte der erbrachten Leistung im Fokus stehen, ist das die Basis um darauf aufzubauen und diese miteinander zu verknüpfen. Die Entwicklung erfolgt über Teilziele. Es sind viele kleine Details, die später zu großen Erfolgen führen wie Kommunikation, Einheit, Rhythmus, Takt, Gefühl und Sicherheit.

f.i.hinrichs@gmx.de

Foto: Gaby Matzen-Hinrichs

HKP 5 / 2010

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2010.
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Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.