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Richtig füttern bei Allergie oder Atopie

mittels einer ausschließlich auf hydrolysierten Proteinen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren basierenden Diät

Überempfindlichkeit oder Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber Futtermitteln können in Futtermittelallergien als immunologische und Futtermittelintoleranz als nicht immunologische Reaktion unterteilt werden. Ebenso können aber gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen, Flatulenz und Diarrhoe auftreten. Ein definitiver Nachweis ist nur mithilfe von Provokations- und Eliminationstests möglich. Betroffene Hunde zeigen gewöhnlich dermatologische Anzeichen wie Pruritus, Erytheme, Ödeme und Selbsttraumatisierung. Prof. Dr. Anton C. Beynen berichtet über die Behandlung von futtermittelbedingter Überempfindlichkeit und Atopie bei Hunden mittels einer ausschließlich auf hydrolysierten Proteinen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren basierenden Diät.

Hypoallergene Diäten auf Basis von intakten Proteinen

Die klassische Eliminationsdiät besteht aus selbst zubereiteten Futterrationen aus Protein-, Fett- und Kohlenhydratquellen, die der Hund zuvor noch nie aufgenommen hat. Diese hausgemachten Diäten sind in der Regel vom ernährungsphysiologischen Standpunkt nicht ausbalanciert und mit negativen Aspekten für den Besitzer behaftet. Sie sind arbeitsintensiv zuzubereiten, teuer und darüber hinaus werden sie oftmals nur ungenügend vom Tier akzeptiert, sodass insgesamt eine schlechte Compliance resultiert. Die klassische Eliminationsdiät setzt sich aus Lammfleisch und Reis zusammen; nur werden diese Futtermittelbestandteile heutzutage häufig in kommerziellen Diäten verwendet, sodass sie nicht als neue Bestandteile gelten. Neue Kombinationen aus Kartoffeln und Reis als Kohlenhydratquellen und entweder Ente, Kaninchen, Wild oder Fisch als Proteinquellen werden mittlerweile sowohl in den selbst zubereiteten als auch in den kommerziellen, hypoallergenen Diäten verwendet. Eine kommerzielle Eliminations- oder therapeutische Diät, die ernährungsphysiologisch adäquat ist, einen vernünftigen Preis aufweist und auf unbestimmte Zeit gefüttert werden kann, ist sowohl für den Tierhalter als auch für den Tierarzt von Vorteil. Allerdings wurde selbst bei derartigen Diäten das Wiederauftreten von klinischen Anzeichen bei ca. 50 % der Hundepatienten mit ausschließlicher Überempfindlichkeit beobachtet. Positiv zu bewerten ist, dass durch die Verfügbarkeit verschiedener hypoallergener Diäten, basierend auf intakten Proteinen, die Möglichkeit besteht, eine Diät zu ermitteln, die für Patienten mit ausschließlicher Überempfindlichkeit zufrieden stellend ist [2]. Leider ist es nur durch Trial und Errorverfahren möglich, diese passende Diät herauszufinden.

Hypoallergene Diäten auf der Grundlage von Proteinhydrolysaten

Bei Kälbern konnte gezeigt werden, dass die Verabreichung enzymatisch hydrolysierter Sojaproteine zu weniger allergischen Reaktionen führte als die Fütterung des intakten Ausgangsproteins. Augenscheinlich verringert die Hydrolyse von Proteinen in kleinere Peptidfragmente mit niedrigerem Molekulargewicht das antigene Potenzial. Diese Erkenntnis konnte auch auf Hunde mit Überempfindlichkeit gegenüber Futtermitteln angewandt werden. Hunde mit Überempfindlichkeit gegenüber Sojaprotein entwickelten nach Aufnahme des intakten Proteins eine pruriginöse Dermatitis.Die Fütterung des Hydrolysats der Sojaproteine verlief hingegen ohne pathologische Reaktion. Kommerzielle hypoallergene Diäten, die Kombinationen von hydrolysierten Proteinen aus Huhn und Maisstärke oder hydrolysiertem Sojaprotein und Reis enthalten, wurden als Eliminationsdiäten eingesetzt. Eliminationsdiäten mit hydrolysierten und Ausgangsproteinen wurden zwar nicht direkt miteinander verglichen, jedoch kann anhand von Daten für Eliminationsdiäten mit intakten und hydrolysierten Proteinen angenommen werden, dass hypoallergene Diäten auf Basis hydrolysierter Proteine im Management von Überempfindlichkeitserkrankungen wirksamer sind. Allerdings liegen hinsichtlich der Wirksamkeit von hypoallergenen Diäten auf Basis hydrolysierter Proteine bei Patienten mit ausschließlicher Futtermittelüberempfindlichkeit noch keine Erkenntnisse vor.

Atopische Dermatitis

Atopie und Futtermittelüberempfindlichkeit gehen oft parallel einher und weisen ähnliche klinische Anzeichen auf; aber Hauterkrankungen, die durch Aeroallergene hervorgerufen werden, reagieren nicht auf hypoallergene Proteinquellen. Die Behandlung der atopischen Dermatitis beinhaltet daher die Suppression von chronischen Entzündungserscheinungen der Haut. Eicosanoide aus der Di-homogamma- Linolensäure (GLA) und aus der Eicosapentaensäure (EPA) weisen entzündungshemmende Eigenschaften auf. Placebokontrollierte Doppelblind-Untersuchungen bei Hunden mit atopischer Dermatitis zeigten, dass eine Supplementierung mit Borretschöl, das reich an GLA ist, und Fischöl, das reich an EPA ist, das Ausmaß von Juckreiz, Erythemen und Selbsttraumatisierung verringerte. Gute Ergebnisse wurden mit einer Diät erreicht, die sowohl mit Borretsch- als auch Fischöl angereichert wurde. Diese Trockenfutterdiät enthielt ungefähr 0,5 % Borretschöl und 5 % Fischöl und wies einen Gesamtfettgehalt von 20 % auf. Die Effizienz dieser Diät wurde mittels placebokontrollierter Doppelblindstudien in 4 Kliniken untersucht.

beynen@freeler.nl

Foto: © Monika Wisniewska, istockphoto.com

HKP 3 / 2010

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 3 / 2010.
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