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Dr. Georg Sanders
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Mentale Fitness
Mentale FitnessNachlassender Kognition bei älteren Hunden kann entgegengewirkt werden
Immer mehr Hunde erreichen heute ein höheres Alter. Nach jüngsten Erkenntnissen führt diese Entwicklung häufig auch zu messbaren altersbedingten Veränderungen der Hirnfunktion. Dr. Georg Sanders berichtet Laut einer Statistik der Universität Bern gelten rund ein Drittel aller Hunde in Europa als Senioren [1]. Genau wie beim Menschen führt ein höheres Alter auch bei Hunden zu vermehrten degenerativen Veränderungen der kardiovaskulären, muskuloskeletalen, endokrinen und renalen Organsysteme. Wissenschaftler sind sich einig, dass es messbare altersbedingte Veränderungen auch bei der Hirnfunktion von Hunden gibt. Während eine gewisse Abnahme der kognitiven Leistung normaler Bestandteil des Alterungsprozesses ist, gilt dies nicht für die kognitive Dysfunktion bei Hunden (CCD). CCD, auch bekannt als „senile Demenz“ oder „Hunde-Alzheimer“ wird durch pathologische Veränderungen hervorgerufen und verschlechtert sich zumeist mit fortschreitendem Alter (Neilson et al.). Zeichen einer kognitiven Dysfunktion und deren Formen In einer erst kürzlich von Neilson et al. durchgeführten Studie [2] wurde die Kognition von 180 älteren Hunden im Alter zwischen 11 bis 16 Jahren erforscht. Die Hunde wurden je nach Alter in 3 Gruppen aufgeteilt (11–12 Jahre, 13–14 Jahre und 15–16 Jahre) und es wurden vier Kategorien der Kognition bewertet:
1 Orientierung Eine Beeinträchtigung einer dieser Kategorien wurde so definiert, dass der Hund zwei klinische Symptome in dieser Kategorie aufweisen musste. Eine milde CCD wurde so definiert, dass der Hund Abnormalitäten in nur einer Kategorie aufweisen musste. Eine schwere CCD wurde so definiert, dass der Hund Abnormalitäten in zwei oder mehr Kategorien aufweisen musste. Die Studie zeigte auch, dass sich bei den meisten Hunden die Krankheit innerhalb eines Zeitraums von 6–18 Monaten verschlimmerte. Eine kognitive Verschlechterung ist für gewöhnlich ein langsamer und stufenweiser Prozess, bei dem viele Besitzer keinerlei Veränderung bemerken, bis der Hund ein Alter von circa 12 Jahren erreicht hat. Wenn die Veränderungen allerdings offensichtlich sind, kann es schwierig werden, noch signifikante Verbesserungen der Kognition, Aufmerksamkeit und Lebensfreude herbeizuführen. Daher sollte der Prävention besondere Bedeutung zukommen. Die Bedeutung des Tierarztes Mit zunehmendem Alter ihrer Hunde benötigen die Besitzer immer mehr Hilfe und Rat von ihrem Tierarzt. Die American Animal Hospital Association hat erst kürzlich ihre Empfehlungen bezüglich der Häufigkeit und des Inhalts von Vorsorgeuntersuchungsprogrammen für Hunde und Katzen veröffentlicht. Sie empfiehlt jährliche Tierarztbesuche für Hunde mittleren Alters und halbjährliche Besuche, wenn die Hunde die letzten 25 % der für sie vorausgesagten Lebensdauer erreicht haben. Mit diesen Besuchen werden zwei Ziele verfolgt: 1. Festlegung normaler Ausgangswerte für den Patienten, die in späteren Jahren zu Vergleichszwecken herangezogen werden können 2. Feststellung subklinischer Abnormalitäten zu einem Zeitpunkt, zu dem vorbeugende und therapeutische Maßnahmen den größten Nutzen erbringen können Darüber hinaus sollte der Tierarzt für das Thema kognitive Dysfunktion und den Alterungsprozess des Gehirns sensibilisieren, da die ersten klinischen Symptome der CCD häufig sehr gering sind und oft unbemerkt bleiben. Denn selbst wenn Hundehalter bei ihren Tieren Veränderungen in der Kognition oder beim Verhalten feststellen, erwähnen sie diese nur sehr selten während ihrer Tierarztbesuche. Für viele sind diese Veränderungen einfacher Bestandteil des unvermeidbaren Alterungsprozesses. Die meisten Hundebesitzer geben keinerlei Informationen, wenn sie nicht spezifisch zu den Veränderungen befragt werden. Aus diesem Grund werden die Anfangsstadien leicht übersehen, wenn Tierärzte keine entsprechenden spezifischen Fragen stellen. Daher ist eine ausführliche Anamnese bei Senior-Hunden von besonderer Bedeutung. Hilfreich kann ein Verhaltensfragebogen (siehe rechts) sein, um eine frühzeitige Diagnose und unverzügliche Intervention zu ermöglichen. Es gibt vor allem drei Bereiche, in denen Tierärzte bei der Verzögerung kognitiver Verschlechterungen alternder Hunde behilflich sein können:
1. Der erste ist die Information und Beratung der Tierbesitzer darüber, wie sie die Umgebung ihrer Hunde bereichern und deren Geist anregen können. Genau wie beim Menschen neigen Hunde, die ihre kognitiven Funktionen einsetzen, um mit ihrer Umgebung zu interagieren, dazu, diese Funktionen länger beizubehalten. Innovative Therapiemöglichkeiten und Wirkung von MCTs
Neben einer medikamentösen Behandlung stellen geistige Anregung und Verhaltensförderung probate Therapien bei CCD dar. Eine wissenschaftliche Studie von Nestlé PURINA ergab jetzt, dass Hundebesitzer auch durch die Ernährung zu einer Verbesserung des Gedächtnisses, der Lernfähigkeit und der Trainierbarkeit ihres Tieres beitragen können. So genannte mittelkettige Triglyceride (MCTs) haben sich als Durchbruch in der Ernährungstherapie erwiesen, da sie den Neuronen eine schnell verfügbare Energiequelle liefern, dem nachlassenden Glucosemetabolismus entgegenwirken und die Hirnfunktion unterstützen können. MCTs werden leicht zu Betahydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat metabolisiert und im Kreislauf freigesetzt, wo sie von extrahepatischem Gewebe wie z.B. dem Gehirn als Energiequelle genutzt werden.
• Die kognitiven Fähigkeiten zu verstärken Mittelkettige Triglyceride sind Fette, die Fettsäuren mit 8–12 Kohlenstoffatomen enthalten, die in der Kokosnuss und in Palmkernölen vorkommen. MCTs werden im Dünndarm zu Glycerin und mittelkettigen Fettsäuren (MCFAs) hydrolisiert. Diese MCFAs werden im Portalvenensystem absorbiert und direkt in die Leber transportiert, wo sie, in Betahydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat metabolisiert, in den Kreislauf freigesetzt und von extrahepatischem Gewebe wie z.B. dem Gehirn, dem Herzen und den Muskeln als Energiequelle genutzt werden. Warum sind MCTs so nützlich für alternde Hunde? Ähnlich wie beim Menschen verschlechtert sich auch bei Hunden der Glucosemetabolismus im Gehirn, was zu einer verminderten Nutzung der Glucose durch die Neuronen führt. Kürzlich von Regar durchgeführte Untersuchungen haben bewiesen, dass Menschen mit Gedächtnisschwächen, die MCTs zu sich nahmen, eine erhöhte BHB-Zirkulation und eine verbesserte Kognition aufwiesen. Studien haben gezeigt, dass der zerebrale Glucosemetabolismus im Vergleich zu gesunden alten Hunden bei Hunden mit Demenz stärker reduziert wird. Der zerebrale Glucosemetabolismus korreliert positiv mit den Gehirnfunktionen und ein reduzierter (beeinträchtigter) Glucosemetabolismus kann teilweise zur Entstehung, zum Fortschreiten und zu Symptomen einer kognitiven Verschlechterung und Beeinträchtigung sowie zu Demenz beitragen. Die Verabreichung erhöhter Mengen an Ketonkörpern an das alternde Gehirn bietet eine alternative Energiequelle für die Neuronen, wenn die Versorgung mit und Nutzung von Glucose beeinträchtigt ist. Welche Nachweise gibt es, dass MCTs tatsächlich Auswirkungen auf ältere Hunde haben? Unter Anwendung von auf den Hund abgestimmten und validierten menschlichen Kognitionsverfahren ist es Verhaltensforschern und Ernährungswissenschaftlern von Nestlé PURINA gelungen, signifikante Verbesserungen des Verhaltens und der Kognition bei Hunden nachzuweisen, die mit MCTs gefüttert wurden – diese Verbesserungen wurden schon nach 30 Tagen festgestellt (in manchen Fällen sogar bereits nach 14 Tagen). Durch MCTs konnten vor allem die Gedächtnisleistung sowie die Aufmerksamkeitsspanne älterer Hunde verbessert werden. Eines der klinischen Symptome, von dem Hundebesitzer häufig berichten, ist vermehrte Angst bei ihren älteren Hunden. Durch die Fütterung von MCTs verbesserte sich bei älteren Hunden die Fähigkeit, sich neuen Situationen im täglichen Leben anzupassen und mit ihnen umzugehen. Ältere Hunde, die mit MCTs gefüttert wurden, zeigten außerdem gesteigertes Interesse am Spielen, an familiären Aktivitäten sowie während der Spaziergänge an der Umwelt. Im Rahmen eines ambulanten Futterversuchs wiesen 66 % der Probanden nach einer Fütterungsperiode von zwei Monaten erhebliche Verbesserungen im Hinblick auf Lebhaftigkeit, den Wunsch nach Spielen sowie den Aktivitätslevel auf. georg.sanders@purina.nestle.com
Literatur |
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