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Innovative Methoden in der Veterinärmedizin

Innovative Methoden in der Veterinärmedizin

Neues Zeitalter

Wie der Mensch, so der Hund – mehr und mehr wird dieser Satz in der modernen Kleintiermedizin Realität. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden zunehmend hochmoderne Therapien bei Hundepatienten eingesetzt, wie man sie sonst nur aus humanmedizinischen Kliniken kennt. Prof. Dr. Ingo Nolte erklärt, dass dies nur durch eine eng verzahnte Zusammenarbeit von Human- und Tiermedizin möglich wird, die für beide Fachrichtungen gegenseitig befruchtend und von großem Nutzen ist.

Die Tierärztliche Hochschule Hannover wurde am 18. Juli 1778 auf Weisung Georg III. unter dem Namen „Roßarzney-Schule“ gegründet. Zunächst war sie in dem Gebäude einer alten Militärbäckerei vor dem Clevertor untergebracht. Dort erfolgte im Jahr 1875 aufgrund der wachsenden Patientenzahlen auch bereits die Gründung der Spitalklinik für kleine Haustiere. 1899 wurde die Schule dann an den bis Anfang 2010 genutzten Standort am Bischofsholer Damm und am Braunschweiger Platz verlegt. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen, vor dem 2010 erfolgten Umzug war die Klinik für Kleintiere, wie sie heute heißt, schließlich an vier verschiedenen Standorten (Apotheke, Institut für Tierernährung, Druckerei) auf dem alten Klinikgelände untergebracht. Trotz dieser schwierigen Umstände entwickelte sich der Bereich der Kleintiermedizin rasant.

Auf dem Weg in ein neues Zeitalter

Um den Anforderungen der modernen Kleintiermedizin genügen zu können, wurde schließlich die schon lange geplante Neuerrichtung des Klinikbaues realisiert, der im Februar 2010 am neuen Standort Bünteweg 9 in Hannover-Kirchrode bezogen wurde. In den neuen Räumlichkeiten ist es endlich möglich, Fors hung, Lehre und Dienstleistung unter einem Dach und auf höchstem Niveau zu vereinen. In der neuen Klinik stehen getrennte Wartezimmer für Hunde und Katzen sowie fünf allgemeine Untersuchungsräume und ein Haut-, ein Augen- und drei Ultraschalluntersuchungszimmer zur Verfügung. Die bisher von der Klinik für Kleintiere mitversorgten Heimtiere sind nun in einer eigenständigen Klinik untergebracht. Für die weiterführende Diagnostik steht je ein Untersuchungsraum für Elektromyografie und Ganganalyse zur Verfügung, ferner sind zwei digitale Röntgenanlagen, ein 64-zeiliger Computertomograf (CT) und ein 3 Tesla Magnetresonanztomograf (MRT) vorhanden. Notwendige Laboruntersuchungen werden in einem großzügigen Labortrakt, bestehend aus 10 Laboren und Nebenräumen (z.B. Blutgerinnung, Zytologie, Molekulargenetik) durchgeführt. Für operative Eingriffe stehen an der Klinik für Kleintiere je ein mit modernster Medizintechnik ausgestatteter Nacht-, Zahn-, Augen-, Steril (Knochen)- und Laseroperationsraum zur Verfügung. Außerdem ist ein großer Operationssaal mit drei Tischen vorhanden. Zunehmend gelangen auch in der Kleintiermedizin minimal invasive chirurgische Techniken zum Einsatz, insbesondere bei der Spiegelung von Gelenken und der Bauchhöhle.
Hier wie in den anderen Bereichen zur Erkennung und Behandlung von Erkrankungen kommen den Klinikpatienten direkt die im Rahmen der klinischen Forschung erzielten Fortschritte zugute. Endoskopische Untersuchungen werden in einem eigens dafür ausgestatteten Raum durchgeführt. Der gesamte OP-Trakt ist aus hygienischen Gründen durch Schleusen vom Rest der Klinik abgetrennt. Die stationäre Versorgung der Tiere erfolgt jeweils in räumlicher Trennung von Hunden und Katzen in neun Spezialstationen. Daneben gibt es zwei Intensivstationen für die Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen und einen Isolierbereich für Patienten mit infektiösen Erkrankungen. Insgesamt können 104 Hunde und 42 Katzen stationär untergebracht werden.
Für die Klinikpatienten verordnete Medikamente können in der großzügigen, im Eingangsbereich der Klinik untergebrachten Apotheke erworben werden, die keine öffentliche Apotheke ist. Die ständig wachsenden Patientenzahlen – von 1859 noch 150 stationäre und 109 ambulante Behandlungen – stiegen bis heute auf weit über 20.000 ambulante und 3.500 stationäre Patienten pro Jahr. Bei dieser Menge an Patienten ist es nicht verwunderlich, dass auch die Zahl der Angestellten deutlich zugenommen hat. Arbeitete bis 1914 nur ein einziger Assistent mit dem Klinikdirektor, so waren es 1962 bereits vier Assistenten. Im Zuge der wachsenden Patientenzahlen und des Ausbaus der Forschung und Lehre arbeiten heute bereits 87 Tierärzte inklusive Professoren allein in der Klinik für Kleintiere.
Diese werden durch mehrere Doktor anden, 13 Tierpfleger, 12 Labormitarbeiter, 13 technische Mitarbeiter und 6 Verwaltungsangestellte unterstützt.

Neben Patientenversorgung und studentischer Ausbildung: die Wissenschaft

Abgesehen von der Patientenversorgung hat neben der studentischen Ausbildung die Intensivierung der Forschungstätigkeit an der Klinik für Kleintiere gerade in den letzten Jahren eine sprunghafte Entwicklung genommen. Die Klinik ist an mehreren interdisziplinären Forschungsverbünden beteiligt, die sich auf die Fachgebiete Onkologie,
also Tumordiagnostik und -behandlung, bioresorbierbare Transplantate, regenerative Medizin sowie weitere Fragestellungen verteilen. Das herausragende Niveau der hier geleisteten Forschungsarbeit wurde durch die Anerkennung seitens der DFG in zwei Sonderforschungsbereichen bzw. Aufnahme in das Exzellenzcluster „Rebirth“ gewürdigt. Warum aber diese interdisziplinäre Forschung? Was bringt die Zusammenarbeit, was ein Fachgebiet nicht viel besser für sich alleine leisten könnte? Tatsächlich bietet die Kooperation deutliche Vorteile: Methoden in Diagnostik und Therapie, die für ein Fachgebiet entwickelt wurden, können häufig von einer anderen Disziplin mit dem weitergegebenen Vorwissen und der bereits bestehenden Erfahrung relativ leicht in die Praxis etabliert werden. Dies soll im Folgenden beispielhaft für zwei Themenbereiche dargestellt werden:

Krebs – die häufigste Todesursache bei Mensch und Hund

Die Onkologie, also das Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Erforschung und Behandlung von Tumoren befasst, hat für die Kleintiermedizin mittlerweile einen vergleichbaren Stellenwert wie in der Humanmedizin erlangt. Genau wie beim Menschen sind Tumoren auch beim Hund mittlerweile die häufigste Todesursache; ja, sie kommen, bezogen auf die Gesamtzahl an Individuen, sogar noch häufiger vor als beim Menschen. Vor dem Hintergrund, dass der Hund viele Lebensumstände und Umweltfaktoren mit dem Menschen teilt, kann man vermuten, dass auch die Entstehungsmechanismen vergleichbar sind. Dies macht die Tumoren des Hundes zu einem interessanten Forschungsgegenstand, denn im Gegensatz zu Tumoren, die künstlich an speziell hierfür gezüchteten bzw. genetisch manipulierten Modelltieren wie etwa der Maus induziert werden, ist von einer höheren Vergleichbarkeit dieser spontan entstandenen Tumoren mit den menschlichen Tumoren auszugehen. Das Prostatakarzinom beim Mann steht laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der westlichen Welt an dritter Stelle der tumorbedingten Todesursachen bei Männern, und beim derzeit beobachteten Anstieg der Lebenserwartung wird seine Inzidenz noch zunehmen. Auch beim Hund ist dieser Tumor eine Erkrankung des älteren Tieres, die sehr aggressiv verläuft und bislang eine schlechte Prognose hinsichtlich Heilung hat.

Tumormarker: Wegweiser für Diagnostik und Prognose

Unter einem Tumormarker versteht man eine Substanz oder zelluläre Veränderung, deren qualitative oder quantitative Analyse eine Aussage über Vorliegen, Verlauf oder Prognose von bösartigen Erkrankungen ermöglicht. Bis heute wird beim menschlichen Prostatakarzinom vor allem das prostataspezifische Antigen (PSA) als Tumor marker bestimmt. Dessen Spezifität ist jedoch eher gering, das heißt, ein bestimmter Wert bedeutet nicht unbedingt, dass tatsächlich auch eine bösartige Zubildung der Prostata vorliegt und umgekehrt können Einflüsse wie z.B. die Einnahme bestimmter Medikamente den Nachweis beeinflussen. An der Klinik für Kleintiere Hannover ist es nun gelungen, ein Tumormodell zu etablieren, welches die Bedeutung von Genen aus der HMGA-Gruppe (HMGA steht für „High Mobility Group A“) untersucht. An einer Krebszelllinie, die aus dem Prostatakarzinom eines Hundes gewonnen wurde, konnte gezeigt werden, dass bestimmte genetische Veränderungen mit einem bösartigen Verlauf des Prostatakrebses einhergehen. Diese Ergebnisse dienen jetzt als Basis für die Entwicklung von neuen Behandlungsstrategien.

Aufbruch in die Mikro- und Nanowelt

Ganz neue Wege in der Diagnostik und auch Therapie von Tumorerkrankungen eröffnen sich durch zwei weitere Forschungsansätze, die in Hannover gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen verfolgt werden: zum einen das Einbringen von genetischem Material in Zellen über die so genannte „laserbasierte Transfektion“, bei der es sich um eine schonende Methode handelt, die gewünschten Gensequenzen in lebende Zellen einzubringen. Langfristig erhofft man sich dadurch die Möglichkeit einer „Impfung“ der Zellen gegen Krebs. Der zweite Ansatz ist die Markierung von Zellen durch Nanopartikel, also kleinste Moleküle, die mit bestimmten Stoffen beladen werden und so etwa in der Magnetresonanztomografie (MRT) den Nachweis selbst kleinster Mengen von veränderten Zellen erlauben.

ingo.nolte@tiho-hannover.de

HKP 1 / 2011

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2011.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.