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Rehabilitation des Athleten Hund

Physiotherapeutische Maßnahmen zur schnelleren und effektiveren Wundheilung

Zunehmend häufiger finden sich Hundesportler als Rehabilitationspatienten ein – Hundesportler, das sind einerseits Menschen, die einen Großteil ihrer zeitlichen und finanziellen Mittel für die Ausübung ihrer Sportart aufwenden und andererseits hochspezialisierte, meist extrem triebstarke Hunde, für die die Ausübung eben dieses Sportes oft die einzige Möglichkeit bietet, diesem Trieb gerecht zu werden.

Es entsteht der Eindruck, dass sich Mensch-Hund-Paare immer häufiger Vereinen und privaten Hundeschulen anschließen. Das Thema Bewegung für Mensch und Hund an der frischen Luft ergibt eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung – ganz egal, ob es sich dabei um Agility, Retriever Workingtests oder den Schutzhundesport handelt. Die Konsequenz, die sich für uns Tierärzte daraus ergibt, hat verschiedene Facetten: Wir müssen uns mit stark auftrainierten Tieren auseinandersetzen, die sich im Krankheitsfall nur schwer ruhig stellen lassen. Wir haben es mit meist sehr gut informierten Tierhaltern zu tun, die eine möglichst schnelle Rückkehr in den Sport wünschen – nur zu einem geringen Teil, weil sie an den sportlichen Ergebnissen interessiert sind, sondern weil ein unterbeschäftigter Border Collie oder Malinois (da ließen sich noch viele Rassen nennen!) viel Schaden an sich selbst und an ihrer Umwelt anrichten können. Wie wir alle aus leidvoller Erfahrung wissen, schonen sich die Hunde nicht, um einem danach folgendem Schmerz vorzubeugen. Daher hat der zögerliche Einsatz von Schmerztherapeutika begründet mit der Hoffnung – wenn es weh tut, dann schont sich der Hund – hoffentlich bald endgültig ausgedient.

Physiotherapie

Nach Schädigung des Gewebes stehen uns viele verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen zur Verfügung, um die Wundheilung schneller und effektiver ablaufen zu lassen. Ganz egal, ob es sich um Traumen oder Operationen nach orthopädischen und neurologischen Erkrankungen handelt, unser Ziel ist es, den Bewegungs- und Leistungslevel vor der Erkrankung wieder zu erlangen und dabei nach Möglichkeit nicht allzu viel Muskelmasse zu verlieren.

Thermotherapie

Die Anwendung von Wärme und Kälte sind zwei uralte Methoden, die ob ihrer einfachen Applikation und ihrer hervorragenden Wirkung ruhig öfters in Betracht gezogen werden könnten. Hot und Cold Packs gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Wärme auf kalte, steife Areale, um Schmerzen zu lindern und um die Dehnbarkeit der kollagenen Fasern zu verbessern. Kälte auf akute, entzündete, schmerzende Areale, um zum Beispiel die inflammatorische Phase der Wundheilung mit ihrer Hyperämie und Ödematisierung im Griff zu halten – das sind die ersten Schritte in Richtung Rehabilitation. Thermotherapie kostet nicht viel und jeder Tierbesitzer kann mit dieser Methode gut in die Behandlung mit einbezogen werden.

Massage und Lymphdrainage

Jeder weiß, wie angenehm eine gut ausgeführte Massage sein kann – aber denkt auch jeder daran, dass Massage im Allgemeinen und Lymphdrainage im Besonderen ganz hervorragende Modalitäten zur rascheren Rehabilitation sind? Die klassische Massage reguliert die Durchblutung, senkt Blutdruck und Herzfrequenz, wirkt krampflösend und entspannend, während die Lymphdrainage besonders bei Ödemen indiziert ist. Mit fundierter Massagetechnik lassen sich Verklebungen in und zwischen den einzelnen Gewebeschichten einerseits verhindern, andererseits beheben.

Therapeutischer Ultraschall

Der therapeutische Ultraschall dient mit einer Frequenz von 1 MHz nicht nur der Tiefenerwärmung, sondern mit einer Frequenz von 3 MHz kann er im hoch gepulsten Modus auch kollagenes Gewebe zur Organisation anregen und die Proliferation fördern. Besagte Tiefenrwärmung im kontinuierlichen Modus gibt dem Therapeuten die Möglichkeit, auch verhärtete oder verkürzte Strukturen ohne großen Gewebeschaden aufzudehnen. Metallimplantate bieten keine Kontraindikation.

SoftLaser

Über die biostimulative Wirkung des Softlasers gibt es unzählige Studien – positive, wie negative. Was wir sicher wissen: Softlaseranwendung wirkt bei richtiger Dosierung entzündungshemmend, analgetisch, antiödematös und fördert die Zellproliferation. Wenn die Laserbestrahlung unterdosiert wird, dann stellen sich diese Effekte nicht ein. Metallimplantate sind keine Kontraindikation.

Pulsierendes Magnetfeld

Das pulsierende Magnetfeld gibt es in zahllosen Ausführungen und mit abenteuerlichen Frequenzen und Feldstärken. Was uns fehlt, sind gut belegte Dosierungsrichtlinien mit eindeutigen Indikationen. Was wir aber wissen: Pulsierende Magnetfeldtherapie kann schmerzstillend und zellproliferationsfördernd wirken. Metallimplantate sind keine bekannte Kontraindikation.

„Early Protected Movement“

Der möglichst rasche Einsatz von Bewegungsübungen nach Traumen und Operationen wird uns in der Humanmedizin täglich vorgemacht. In der Veterinärmedizin sind die Empfehlungen vieler Kliniken noch sehr zurückhaltend mit der Freigabe zur Bewegung. Ein Spezialist für Physiotherapie und Rehabilitation sollte jedoch in der Lage sein, den Tieren frühe Bewegungsmöglichkeiten mit optimaler Stabilisierung zu verschaffen. Ganz egal, ob es sich dabei um Schlingen, Hilfsgeschirre oder Schienen handelt – wir wollen unsere Patienten so schnell wie möglich wieder auf die Beine bringen. Dass wir Operationstechniken kennen und uns über die veränderte Biomechanik von Gelenken im Klaren sein müssen, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Wir halten uns mit unseren Rehabilitationsschritten generell an die Empfehlungen des American College of Veterinary Surgeons (ACVS).

Hydrotherapie

Die Arbeit im Wasser bietet unseren Hunden die optimale Möglichkeit, Bewegung mit guter Stabilisierung, geringer Gelenkbelastung und ausgezeichneter Kontrolle über das Bewegungsmuster der Tiere zu vereinen. Mit dem Unterwasserlaufband oder dem Schwimmbecken haben wir ausgezeichnete Trainingsmöglichkeiten für den Sporthund: Wir können ohne die Wundheilung zu stören Muskelmasse aufbauen, Herz-Kreislauf trainieren, Ausdauer verbessern und den hyperaktiven Hundesportlern die Möglichkeit zum ungefährlichen Auspowern bieten.

Bewegungstherapie

Sobald es der Zustand des Hundes erlaubt, gehen wir nach Rücksprache mit den Chirurgen mit dem gut gesicherten Hund in den Bewegungsparcours, wo wir sehr genau an Propriozeption und Koordination arbeiten können. Wir legen viel Augenmerk auf Kraft einerseits und Geschmeidigkeit und Wendigkeit andererseits. Schnelligkeit ist danach für die meisten Tiere kein Problem. Nach einer abschließenden Befundung wird der Hund in seinen Trainingsalltag entlassen. Die Tierbesitzer nehmen sehr genaue Anweisungen zum Aufwärmen und zum Abkühlen mit nach Hause.

physiovet@gmx.at

HKP 2 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 2 / 2009.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.