Flohinfestation bei Hunden und Katzen
Flohinfestation bei Hunden und Katzen
Es gibt eine Vielzahl von Ektoparasiten, die unsere Haussäugetiere besiedeln. Der weltweit am häufigsten vorkommende Ektoparasit bei Hunden und Katzen ist der Floh. Er ist nicht sehr wirtsspezifisch und so ist es kein Wunder, dass man sowohl bei Katzen als auch bei Hunden hauptsächlich den Katzenfloh (Ctenocephalides felis) antrifft. Der Floh ist nicht nur ein Lästling, er fungiert auch als Vektor für diverse Infektionskrankheiten. Daher ist seine Bekämpfung sehr wichtig.
Nach einer Flohinfestation beginnt der Floh sofort mit der Blutaufnahme. Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Flöhe nehmen Blut auf. Eine Blutmahlzeit dauert ca. 2 – 10 min. Bei dieser Mahlzeit kann ein Floh das 15-Fache seines Körpergewichtes an Blut aufnehmen, nämlich ca. 14 ?l. Bei einer Infestation mit 70 Flöhen verliert ein Wirt pro Tag somit ca. 1 ml Blut. Das erscheint im ersten Moment wenig, doch wenn man das Volumen auf mehrere Wochen hochrechnet, kann ein kleines geschwächtes Tier durch so einen Blutverlust bereits geschädigt werden. Nachdem der weibliche Floh Blut aufgenommen hat und vom Männchen begattet wurde, beginnt er ca. 24 – 48 Stunden nach der ersten Blutmahlzeit mit der Eiablage. Ein weiblicher Floh legt im Durchschnitt 27 Eier pro Tag. Die Lebensdauer eines adulten Flohs beträgt bis zu 133 Tagen. Wenn der Floh einmal Blut aufgenommen hat, ist er auf regelmäßige (möglichst tägliche) Blutmahlzeiten angewiesen. Die weiblichen Flöhe benötigen die Blutaufnahme unter anderem für ihre Eiproduktion. Die Weibchen legen ihre Eier direkt auf dem Wirt ab. Von hier aus fallen die Eier dann in die Umgebung des Wirtes. Geeignete Schlupfbedingungen sind bei einer Umgebungstemperatur von ca. 25 °C und einer relativen Luftfeuchte von ca. 50 % gegeben. Bei diesen idealen Bedingungen schlüpft nach ca. 1 – 6 Tagen die erste Larve aus dem Ei. Diese entwickelt sich über zwei Häutungen zur dritten Larve. Die Larven lieben es etwas wärmer und feuchter als die Eier. Sie ernähren sich vom Kot der adulten Flöhe. Dieser Kot ist nichts anderes als aufgenommenes unverdautes Blut. Unter idealen Bedingungen dauert die gesamte Larvenentwicklung ca. 5 – 11 Tage. Die dritte Larve verpuppt sich und spinnt einen Kokon von ca. 5 mm Größe. In diesem Kokon entwickelt sich die dritte Larve zu einem adulten Floh. Ist der Floh voll entwickelt, schlüpft er aus der Puppenhülle, bleibt aber im Kokon eingeschlossen. Dieses Puppenstadium ist das am besten geschützte, resistenteste Stadium im Entwicklungszyklus des Flohs. In diesem Stadium kann der Floh auch bei niedrigen Temperaturen und ausreichender Luftfeuchte bis zu 12 Monaten überleben. Der gesamte Entwicklungszyklus von der Eiablage bis zum Schlupf des adulten Flohs aus dem Kokon dauert unter idealen Bedingungen ca. 2 – 4 Wochen, kann aber bei weniger optimalen Umweltbedingungen mehrere Monate dauern. Wenn die adulten Flöhe aus dem Kokon schlüpfen, begeben sie sich sofort auf die Wirtsuche. Sie orientieren sich hierbei an den Bewegungen und der Körperwärme des Wirtes und am CO2-Gehalt in der Atemluft. Haben sie einen Wirt gefunden, springen sie aktiv auf diesen. Ein Floh kann bis zu 30 cm weit und 15 cm hoch springen. Dabei hilft ihm das dritte Beinpaar, das als Sprungbein ausgebildet ist.
Pathologie des Flohbefalls
Ein Flohstich verursacht primär eine lokale Hautreaktion an der Einstichstelle, die zu starkem Juckreiz, Erythem- und Papelbildung führen kann. Dies ist eine Reaktion auf das im Speichel enthaltene Histamin und die histaminähnlichen Komponenten. Sekundär kann es durch den starken Juckreiz zu selbsttraumatischen Schädigungen durch Kratz- und Bisswunden an der Haut kommen. Viele Tiere entwickeln eine Floh-Allergie-
Dermatitis (FAD). Diese Erkrankung wird zu den am häufigsten auftretenden Hauterkrankungen bei Hund und Katze gezählt.
Diese allergische Dermatitis wird durch eine Hypersensibilisierung gegen Flohspeichelallergene hervorgerufen. Die FAD lässt sich in zwei Phasen einteilen. Die akute Phase zeigt ähnliche Symptome wie ein normaler Flohstich. Man beobachtet starken Juckreiz mit lokalen Erythemen und Papeln. Bei der chronischen Phase hingegen kommt es zu papulo-krustösen, teils eitrigen Dermatosen mit bakteriellen Haarbalgentzündungen und Alopezien. Sobald die Flohinfestation bekämpft wird und sich die Haut des Tieres wieder regenerieren kann, verschwinden die Symptome der FAD. Bei einer erneuten Flohinfestation genügen wenige Flohstiche, um die FAD erneut auszulösen.
Vektorfunktion
Der Floh fungiert auch als Vektor und kann somit andere Krankheitserreger übertragen. Zum Beispiel sind der Katzenfloh (Ctenocephalides felis) und der Hundefloh (Ctenocephalides canis) Zwischenwirte für den Bandwurm des Hundes (Dipylidium caninum). Die Flohlarve nimmt die vom Hund ausgeschiedenen Bandwurmeier auf und im Floh entwickelt sich aus den Bandwurmeiern das Cysticerkoid (eine Entwicklungsstufe des Bandwurmes). Der Hund kann dieses Stadium des Bandwurms gemeinsam mit dem Floh zum Beispiel beim Kratzen oder Putzen aufnehmen und sich somit infizieren.
Außerdem kann der Floh gramnegative Bakterien von der Katze auf den Menschen übertragen, zum Beispiel das intrazellulär lebende Bakterium Rickettsia felis (kann das Fleckfieber beim Menschen hervorrufen) oder das Bakterium Bartonella henselae, das die Katzenkratzkrankheit beim Menschen hervorrufen kann. Der Floh fungiert also nicht nur als Lästling, er besitzt zudem auch ein gewisses zoonotisches Potenzial.
Behandlung
Um die Flohinfestation eines Haustieres zu bekämpfen, darf man sich nicht nur auf die Behandlung des befallenen Tieres beschränken. Man muss auch die einzelnen Entwicklungsstadien in der Umgebung berücksichtigen. Nur die adulten Flöhe leben auf dem Wirt. Diese machen aber nur ca. 5 % der gesamten Flohpopulation aus. Also nur 5 % der Flohstadien sind für den Besitzer sichtbar, während die restlichen 95 % (Eier, Larven und Puppen) für das menschliche Auge nahezu unsichtbar in der Umgebung lauern. Diese Tatsache macht deutlich, dass es nicht ausreicht, nur das infestierte Tier zu behandeln, sondern unbedingt auch die Umgebungsbehandlung mit einzuschließen. Außerdem müssen alle im Haushalt lebenden Tiere behandelt werden, da aufgrund der mangelnden Wirtsspezifität der Floh auch gerne auf das nächste Haustier überspringt. Im Hinblick auf das zoonotische Potenzial, die Vektorfunktion des Flohs, die Entstehung einer FAD und der oft raschen Reinfestation ist nicht nur die Bekämpfung des aktuellen Flohbefalls, sondern auch die Prophylaxe der Flohinfestation wichtig. Für die Behandlung der Haustiere stehen diverse Präparate zur Verfügung.
Literatur bei der Autorin.
|