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Pferde mit Husten

Pferde mit Husten

Diagnose und Behandlung – ein Überblick

Zum Glück ist jetzt keine Turniersaison, so dass akute Atemwegsinfektionen mit Fieber, Nasenausfluss und Husten, von denen in großen Reitställen viele Pferde betroffen sein können, eher seltener anzutreffen sind. Häufig stehen hierbei virale Infek­tionen vor allem mit Influenza und Herpes-Viren (EHV-1,-2,-4,-5) im Vordergrund; bakterielle Sekundärinfektionen können zu weiteren Komplikationen führen. Der Behandlungsplan sieht die Isolierung der erkrankten Pferde mit Boxenruhe, Optimierung der Haltungsbedingungen, die Gabe von Sekretolytika und Spasmolytica sowie ggf. eine Antibiose vor.

Leidet ein Pferd an Dyspnoe, so zeigt das Tier im Allgemeinen erhöhte Atem­frequenz, verstärkte Ein- und Ausatmung mit geweiteten Nüstern sowie ein abdominales Ausatmen. Leistungsschwäche kann auftreten. Eine Unterscheidung, ob die oberen oder die tiefen Atemwege betroffen sind, ist nicht immer zweifelsfrei mit der klinischen Untersuchung möglich. Die Verdachtsdiagnose einer Erkrankung der oberen Atemwege (Pharynx, Luftsäcke, Nasengänge), lässt sich mittels Endoskopie bestätigen. Umfangsvermehrungen in den Nasengängen wie z.B. PSH, Obstruktionen des Pharynx beispielsweise infolge eines Luftsackemphysems oder Veränderungen in der Trachea (Säbelscheidentrachea) sind einige der in Betracht kommenden Differentialdiagnosen.

Das klinische Bild der Erkrankungen der tiefen Atemwege geht meistens mit einem reduzierten Allgemeinbefinden, Dyspnoe, Fieber, Anorexie und einer schmerzhaften Reaktion der Brustwandperkussion einher. Bei der Auskultation kann ex- und inspiratorisch Rasseln und Giemen feststellbar sein. Hämatologie und die Bestimmung der arteriellen Blutgase sind hier labormäßige Routine, Lungenbiopsie und bildgebende Techniken können als weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden. Als häufigste Differentialdiagnosen können akute und chronische interstitielle Pneumopathien sowie die Equine multinoduläre pulmonale Fibrose herangezogen werden. Die Ätio­logie der akuten und chronischen Pneumopathie ist beim erwachsenen Pferd nicht geklärt, jedoch stehen vor allem Infektio­nen mit EHV-5-Viren im Vordergrund.

Thoraxerkrankungen, die mit Pleura­ergüssen einhergehen, entstehen vor allem bei Lymphosarkomen, Lungenabszessen, fibrinösen Pleuritiden sowie eitrig-nekro­tisierenden Pleuropneumonien und verursachen schwerwiegende Krankheitssymp­tome. Bei der Auskultation sind die Herz­töne in den meisten Fällen gedämpft, im ventralen Thorax sind aber häufig weder physiologische noch pathologische Lungengeräusche auskultierbar. Neben der konventionellen Röntgendiagnostik stellt die Sonographie eine wertvolle Hilfe bei der Diagnostik von Erkrankungen im Thorax des Pferdes dar. Die Therapie von Pleuri­tiden mit geringergradigen Lungenveränderungen und kurzzeitig bestehenden Pleuraergüssen umfasst neben der Verabreichung von Antibiotika und Antiphlogistika auch Pleurahöhlenspülung und ggf. Thorakotomie.

Und ganz am Ende der Liste der Erkrankungen der tiefen Atemwege steht die chronische Bronchitis (COB(D) oder RAO), die eine durch Überempfindlichkeit vermittelte neutrophile Entzündungsreaktion ist, sich sehr oft über Jahre hinweg langsam unter suboptimalen Aufstallungs- und Fütterungsbedingungen entwickelt und zu einer Obstruktion der tiefen Atemwege führen kann. Die konsequente Optimierung der Haltung, das Anbieten von möglichst staubfreiem Heu sowie Luft und Bewegung komplettieren mit der an den Krankheitsverlauf angepassten Verabreichung von ­Sekretolytika/Spasmolytika und massiven Infusionen den Behandlungsplan. Ob Glukokorticoide systemisch oder per Aerosoltherapie verabreicht werden, muss patientenindividuell entschieden werden.

HKP 8 / 2014

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 8 / 2014.
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