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Pferdesport - Interview mit Dr. Carsten Rohde

Masiar Sabok Sir von hundkatzepferd sprach mit dem Mannschaftsarzt der deutschen Vielseitigkeitsequipe Dr. Carsten Rohde über die Gefahren, die das West-Nil-Virus für Pferde darstellt.

Herr Dr. Rohde, wie schätzen Sie die Bedrohung durch das West-Nil-Virus ein?

Das West-Nil-Virus (WNV) stellt meines Erachtens durchaus eine Bedrohung für uns und unsere Pferde in Deutschland dar. Ähnlich Ausmaße wie in den USA sind allerdings nicht vorhersehbar. Auf dem Höhepunkt der Epidemie im Jahre 2002 waren dort 15.000 Pferde betroffen. Die Faktoren zur Verbreitung des Virus sind hier aber ein wenig anders gelagert. Als Beispiel dafür möchte ich die Vogelgrippe anführen. Deren Verlauf war in Asien wesentlich dramatischer als bei uns. Die Gefahr für Deutschland sehe ich aufgrund klimatischer Veränderungen aber auf jeden Fall. Wir verzeichnen höhere Temperaturen und größere Niederschlagsmengen und so entwickeln sich immer mehr Feuchtgebiete, die die ideale Brutstätte für Mücken bieten, die als Überträger des Virus gelten. Bisher gibt es noch keinen Fall des West-Nil-Fiebers in Deutschland, aber im Herbst des vergangenen Jahres wurden 77 Fälle von WNV bei Pferden in Norditalien bestätigt – fünf Pferde starben.

Welche Kosten können entstehen?

Die Kosten für die Therapie eines erkrankten Pferdes lassen sich nur schlecht beziffern. Aber es ist von mehreren Tausend Euro auszugehen. Die täglichen Kosten für einen Intensivpatienten, wie wir ihn bei der Infektion mit dem WNV vorliegen haben, liegen inzwischen 500 und 800 Euro pro Tag. Diese Pferde müssen mit Medikamenten versorgt werden und sind oft nur noch über ein Hängegeschirr auf den Beinen zu halten. Vielfältige Therapien und Infusionen zur künstlichen Ernährung sind notwendig. Als Begleiterkrankung kommt oft noch Pleuritis hinzu, weil die Pferde durch das Liegen nicht durchatmen können. Auch das Aufliegen der hervorstehenden Knochen ist bei dieser Erkrankung keine Seltenheit. Wenn die Tiere die Infektion überleben, genesen sie in der Regel fast vollständig. Ein Teil der Symptome ist allerdings irreversibel, was u. a. zu dauerhaften Koordinationsstörungen führen kann. Renn- und Turnierpferde sind sportlich in den meisten Fällen nicht mehr einsetzbar.

Was raten Sie den Tierärzten und Pferdehaltern?

Für die Impfung kann ich keinen allgemeinen Rat aussprechen, aber ich denke, dass wir hier in Deutschland aufgrund der klimatischen Bedingungen ein Nord-Süd-Gefälle haben. Somit sind die Pferde in Süddeutschland sicherlich eher betroffen, als in Norddeutschland. Wenn der Tierhalter sich für die Impfung entscheidet, ist das absolut nicht schädlich, da es sich um einen jetzt auch in Deutschland zugelassenen Impfstoff handelt, der bereits seit Jahren in den USA sehr erfolgreich eingesetzt wird. Die USA setzten den Impfstoff gegen WNV flächendeckend ein und die Anzahl der Erkrankungen gingen bis auf ein Minimum zurück. Sollte es in unseren Nachbarstaaten zu vermehrten WNV-Fällen kommen, ist die Impfung bei uns in Deutschland ratsam. Für Turnier- und Zuchtpferde, die ins Ausland verbracht werden, ist die Impfung gegen WNV als Prophylaxe sehr sinnvoll.

Carsten.Rohde@pferdeklinik-kottenforst.de

Bildquelle: Dr.Carsten Rohde

HKP 4 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2009.
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