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Photodynamische Therapie (PDT) bei der Katze

Es werde Licht

Die photodynamische Therapie (PDT) ist ein Verfahren zur ­Behandlung von oberflächlichen ­Tumoren und zum Teil auch anderen Veränderungen wie z.B. Gefäßneubildungen. Diese Therapie ist vergleichsweise unkompliziert, schonend und doch effektiv.

Abb.1 Interstitielle Lichtapplikation

Wie funktioniert die PDT?

Das Prinzip der PDT beruht auf dem Zusammenwirken von Licht mit einer durch Licht aktivierbaren Substanz, einem sogenannten Photo­sensibilisator und im Gewebe vorhandenen Sauerstoff. Der Photosensibilisator oder einer seiner Stoffwechselvorläufer, die an sich nicht toxisch sind, wird dem zu behandelnden Patien­ten lokal oder systemisch (intravenös, oral) verabreicht. Aufgrund bestimmter Eigenschaften von Tumoren wie beispielsweise vermehrte Durchblutung und auch durch bestimmte Eigenheiten der sensibilisierenden Substanzen (z.B. liposomale Formulierungen) reichern sich diese Sensibilisatoren mehr oder weniger stark in den Geweben an. Nachfolgend wird der zu behandelnde Bereich mit Licht geeigneter Wellenlänge bestrahlt und damit der Photosensibilisator aktiviert. Es kommt, vor allem durch die Bildung von Sauerstoffradikalen, zu einer photochemischen Reaktion und folglich zu einer schädigenden Wirkung sowohl auf Tumorzellen als auch auf die tumor­eigene Vaskularisation. Wichtig ist eine homogene Lichtapplikation. Häufig wird monochromatisches Licht (Laser) verwendet. Aufgrund der limitierten Eindringtiefe des Lichtes eignen sich vor allem oberflächlich gelegene Tumoren für diese Therapie. Eine interstitielle Lichtapplikation (Abb.1) oder eine postoperative Behandlung bei bereits invasiveren Tumoren ist beschrieben.

Ablauf der PDT

Meist reicht eine einmalige Behandlung aus. Bei Bedarf (keine komplette Tumorremission oder Rezidivierung des Tumors) besteht jedoch die Möglichkeit, die Behandlung zu wiederholen. Die Therapie kann ambulant durchgeführt werden und die Applikation des Photosensibilisators erfolgt am wachen Patienten. Im Gegensatz zu den meisten PDT-Behandlungen in der Humanmedizin muss die Laserbehandlung bei Tierpatienten in Kurznarkose durchgeführt werden. Da aus der Humanmedizin bekannt ist, dass die Laserbehandlung (individuell sehr unterschiedlich) schmerzhaft sein kann (beschrieben sind Brennen und Stechen), ist es wichtig, die Tierpatienten gut analgetisch abzudecken. Nachteil einer lokalen Ap­pli­kation des Photosensibilisators (Abb.2) ist ein beschränktes Eindringen der Substanz in die Tiefe und die Gefahr, dass die Tiere sich die den Sensibilisator enthaltende Salbe abschlecken. Nachteil der systemischen Applikation (Abb.3) des Sensibilisators ist eine generalisierte Licht­empfindlichkeit der Patienten, welche mehrere Tage bis Wochen anhalten kann.


Abb.2 Topische Applikation des Photosensibilisators auf den
Nasenspiegel einer Katze mit aktinischer Keratose


Abb.3 Systemische (intravenöse) Applikation eines Photosensibilisators

Nebenwirkungen

Lokale Nebenwirkungen wie Hyperämie, Ödem, Zyanose und Pruritus können im behandelten Bereich auftreten. Diese sind je nach Größe der behandelten Läsion mehr oder weniger stark ausgeprägt und können bei Bedarf mit systemisch verabreichten Entzündungshemmern und Antibiotika behandelt werden.

Heilung

Die Dauer des Heilungsprozesses hängt von der Größe und Tiefe der behandelten Läsion ab, es bildet sich generell eine zum Teil auch behaarte Kruste (Abb.4), die nach einigen Wochen spontan abfallen sollte. ­Haut und Schleimhaut reepithelialisiert, nach ­einigen Monaten wachsen an behaarten Stellen die Haare wieder nach.


Abb.4 Krustenbildung nach PDT am Nasenspiegel

Indikationen

Hauptindikation in der Veterinärmedizin ist bisher das kutane Platten­epithelkarzinom der Katze. Besonders gut therapierbar sind In-situ-Kar­zinome, d.h. frühe Tumorstadien (Abb.5). 15% der Hauttumoren der Katze sind Plattenepithelkarzinome. Bei tiefer reichenden Tumoren wird das gesamte vom Tumor betroffene Gewebe zerstört (Abb.6: bei diesem Patienten liegt nun der Nasenknorpel etwas frei). Häufigste Lokalisationen des kutanen Platten­epithelkarzinoms sind Nasenspiegel/-rücken, Augenlider und Pinna. Im Bereich der Pinna können meist mit der Chirurgie kosmetisch akzeptable und klinisch bessere Ergebnisse erzielt werden. Im Bereich von Nasenspiegel und Augenlid stellt die photo­dynamische Therapie eine gute Alternative mit geringer kosmetischer Deformation dar. In einer Studie von Stell et al. erreichten 85% der Katzen mit oberflächlichen kutanen Plattenepithelkarzinomen mit ALA-PDT (Crème mit dem Wirkstoff Aminolävulinsäure) eine komplette Remission. Nach 21 Wochen (median) zeigten 64% jedoch ein ­Rezidiv. Dieselben Autoren beschrieben später nochmals 55 Katzen und hatten wieder eine komplette Remission bei 85% der Katzen, von diesen rezidivierten 51% nach 157 Tagen (median). Erneute PDT wurde bei 22 Katzen durchgeführt und nach einem Follow-up von 1.146 Tagen waren die Tumoren bei 45% der Katzen kontrolliert. 33% wurden aufgrund eines Rezidivs euthanasiert.


Abb.5 Plattenepithelkarzinom am Nasenspiegel der Katze aus Abb.4 vor PDT


Abb.6 Nasenspiegel des Patienten aus Abb.4 und 5 vier Monate nach PDT – der Tumor ist in kompletter Remission

Der von der Autorin meist verwendete Photo­sensibilisator enthält den Wirkstoff mTHPC und wird in der Regel intravenös verabreicht. Die liposomale Formulierung des Wirkstoffes dient einer höheren Selektivität, d.h., die Subs­tanz reichert sich vermehrt im Tumor an. Vier bis sechs Stunden nach der Injektion wird der ­Tumor plus Sicherheitsrand mit Laserlicht bestrahlt. Die Laserbestrahlung dauert ca. drei ­Minuten. Am Nachmittag können die Patienten nach Hause. Aufgrund der systemischen Applikation dürfen die Katzen dann für ca. zehn Tage nicht nach draußen (tagsüber). Falls sie tags­über hinausgehen, kann es zu sonnenbrandähnlichen Reaktionen am gesamten Körper kommen. Die mit diesem Protokoll behandelten Tumoren zeigten zwischen 90 und 100% komplette ­Remission und eine Rezidivrate von 20 bis 27%, die Zeit bis zur Rezidivbildung liegt bei sechs Monaten (median). Weitere Indikationen sind Übergangsepithelkarzinome der Harnblase. Fünf Hunde mit Übergangsepithelkarzinomen der Harnblase und ein Hund mit Prostatakarzinom zeigten eine vorübergehende Verbesserung der klinischen Symptome. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass der Pro- Photosensibilisator ALA (Aminolävulinsäure) kanine Übergangsepithel- karzinomzellen zerstört. ALA bewirkt in Tumorzellen selektiv eine Bildung von Protoporphyrin IX. Diese Vorstufe des körpereigenen Stoffs Porphyrin ist photoaktiv.

Die Photodynamik kann auch in der Diag­nostik eingesetzt werden, indem man die Flu­oreszenz tumoröser Areale nachweist. PDT wurde auch zur Behandlung von Pferden eingesetzt, z.B. beim periokulären Plattenepithel­karzinom und beim equinen Sarkoid. Der Einsatz der PDT für dermatologische Erkrankungen wie z.B. chronischer Haut- und Ohrentzündungen könnte in der Tiermedizin häufiger stattfinden. Nachteile der PDT in der tiermedizinischen Praxis sind die nach wie vor hohen ­Kosten der Photosensibilisatoren und der Lichtquellen.

take home

In nächster Zukunft wird das feline kutane Plattenepithelkarzinom wohl die Haupt­indikation der tiermedizinischen PDT bleiben. Vor allem für oberflächliche Läsionen stellt die PDT eine faszinierende, minimalinvasive und effektive Behandlungsoption dar.

Literatur bei der Autorin

HKP 4 / 2015

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2015.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
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