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Therapieoptionen beim Sommerekzem

Die zunehmende Verbreitung des Sommerekzems beim Pferd ist Ausdruck einer Veränderung der ekzemauslösenden Faktoren. Dabei muss auch die neutralste Betrachtungsweise zu dem Ergebnis kommen, dass man häufiger erkrankte Pferde auch mit aggressiverem Krankheitsbild vorfindet.

Wir wissen, dass die so genannten Gnitzen (Culicolides ssp.) allergieauslösend sind. Als klinische Leitsymptome werden ein mehr oder weniger starker Haarverlust von Mähne und Schweif mit Verletzungen und Veränderungen der Haut infolge von Sekundärinfektionen beobachtet. Wir wissen, dass die Abschirmung durch Ekzemdecken eine wirkungsvolle Barrierefunktion hat – nicht nur beim Isländer. Wir kennen die Möglichkeiten der Desensibilisierung nach allergischem Profil und wissen, dass das Testverfahren der Hochschulen sich vom Test- verfahren privater Labore unterscheidet. Gesichert ist des Weiteren die Erkenntnis, dass Stallhaltung, Fütterung sowie die Berücksichtigung der Flugzeiten der Culicoides mit Weidezeitanpassungen das Krankheitsbild vorteilhaft beeinflussen können. Außer Frage steht auch, dass eine Ekzembehandlung mit antiinflammatorisch wirkenden Steroiden mehr oder weniger lange durchgeführt werden kann, jedoch früher oder später problematisch wird. Antihistaminika sind ergänzend verwendbar. Das Spektrum der Möglichkeiten immunstimulierender Medikamente ist breit aufgestellt. Die Meinung über die Wirksamkeitsbeurteilung ist jedoch uneinheitlich. Homöopathische Medikamente stehen als Einzel- und Komplexmittel zur Verfügung. Insbesondere die Anwendungskombination von Alleosal® und Dermisal® (WERAVET) kann Studien vorweisen, welche die Wirksamkeit bei der Sommerekzemerkrankung belegen können [1]. Der Wunsch des Tierhalters ist, vom behandelnden Tierarzt ein Medikament zur lokalen Behandlung des Pferdes zu erhalten. Weitere Maßnahmen werden in der Regel nur bei einem Teil der Patienten in Auftrag gegeben. Die lokale Behandlung des Ekzempferdes richtet sich nach dem Hautzustand unter Berücksichtigung von dermatologischen Grundsätzen, der in seinem klinischen Bild jedoch oftmals sehr uneinheitlich ist. Die Erfassung und die regelmäßige Kontrolle ist die Basis für eine erfolgreiche Behandlung. Juckreiz führt zu sekundären Irritationen und Infektionen. Dieser circulus vitiosus muss unterbrochen und gleichzeitig die Regeneration der Haut gefördert werden. Dabei besteht immer die Notwendigkeit der Abwehr der Stechinsekten, insbesondere im Mähnen- und Schweif- sowie im Unterbauch- und Schenkelbereich. Zur Abwehr von stechenden und beißenden Insekten eignet sich Permethrin, ein synthetisches Pyrethroid, das in Form einer Pour-on-Emulsion verfügbar ist. Als Basistherapeutikum für die Ekzembehandlung bei trockener, spröder, nässender und schuppiger Haut steht das weiße Ichthyol (Ichtho Vet®) als mineralische, natürliche Substanz zur Verfügung [2]. Die vorteilhafte Wirkung des Ichthyols wird in der Humanmedizin durch Steroide (Triamzinolon) sowie Antibiotika gesteigert, indem fallspezifisch die genannten Wirkstoffe der Salbengrundlage zugesetzt werden. Positive Effekte lassen sich auch mit der topischen Behandlung von kolloidalem Silber, Natriumhyaluronat sowie mit Chlorhexidin erzielen. Viele weitere Medikamente zur lokalen Behandlung des Sommerekzems lassen sich in ihrer Wirkungsweise mit einer Barrierenfunktion zur Insektenabwehr erklären. Dazu gehören Vaseline, Lebertran sowie das medizinisch zweifelhafte Ballistol. Ebenso findet auch der Einsatz von Nicotinamid Erwähnung, ein Wirkstoff, der als Futtermittelvormischung der optimalen Nährstoffversorgung dient und die natürliche Immunreaktion des Pferdes unterstützt (Cavalesse). Zudem ist separat ein entsprechendes Hautpflegegel (Cavalesse® Topical) verfügbar, das bei Juckreizsymptomen des Sommerekzems Linderung verschaffen kann. Die Einzelsubstanzverordnung des AMG bringt es für den Tierarzt mit sich, dass er unterschiedliche Medikamente verabreichen muss. Die Erfassung der geografischen Ausbreitung der Culicoides sollte wissenschaftlich erfolgen. Die Insektenbekämpfung muss unter Berücksichtigung der umweltschutzrelevanten Positionen wirkungsvoll erfolgen. Ebenso muss der Stall- und Umwelthygiene mehr Beachtung geschenkt werden. Genau in dieser Position besteht eine uneinheitliche Argumentation, die auf ein solides wissenschaftliches Fundament gestellt werden sollte.

HKP 3 / 2011

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 3 / 2011.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
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Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
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Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.