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HKP-1-2012 > Tierarztpraxis - Der Businessplan

Tierarztpraxis - Der Businessplan

Am Anfang steht die Idee von der eigenen Praxis – mit ansprechenden Räumen, modernen Geräten, gut motiviertem Personal. Später verfestigt sich dieser Traum und man begutachtet Projekte von Kollegen. Wie hat der oder die das geschafft, eine so ansprechende Praxis herzurichten und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Aus der Idee wird ein Plan – neudeutsch: Businessplan –, das Fundament einer erfolgreichen Niederlassung. Daraus kann ein Fachmann den wirtschaftlichen Erfolg ableiten. Top oder Flop – hier fallen die Würfel. Torsten Bernert zeigt, wie man einen erfolgreichen Businessplan erstellt.

Eine Bank hatte mir das Konzept einer Kleintierpraxis vorgelegt. Sie wollte die hohe Kreditsumme nicht alleine verantworten. Zu Recht, denn das Vorhaben entpuppte sich aufgrund der exorbitanten Miete als völligunwirtschaftlich. Bei realistischer Umsatzerwartung blieb unterm Strich nichts übrig. Die Einnahmen wären für Vermieter, Mitarbeiter und Lieferanten draufgegangen. Ein Nullsummenspiel. Das Konzept wurde dennoch finanziert – von einer anderen Bank. Der Ausgang ist ungewiss, ein Scheitern nicht auszuschließen.

Inhalt eines Businessplanes

Der Businessplan besteht aus mehreren Teilen, die das Vorhaben beschreiben. Was ist das Besondere an der Niederlassung, mit welchen Spezialisierungen kann der Gründer punkten, hat die Praxis Alleinstellungsmerkmale?

Analyse des Marktes

Dazu gehört die genaue Kenntnis der Zielgruppe: Wie viele Tiere tummeln sich im Praxis gebiet, boomt der Ort oder macht der Letzte bald das Licht aus? Wie finanzstark sind die Tierbesitzer? Je genauer man die Zielgruppe kennt, umso sicherer trifft man mit seinem Angebot ins Schwarze.

Konkurrenzanalyse

Konkurrenz belebt das Geschäft, aber es ist unerlässlich, den Wettbewerb genauestens zu analysieren. Wie alt sind die Kollegen, was können sie, wie beliebt sind sie. Was sagt das Internet über die Ausstattung einer Praxis und eventuelle Spezialisierungen? Handelt es sich um Gemeinschaftspraxen, Kliniken oder Einzelpraxen (mit/ohne Assistenten)?
Beeindruckt hat mich die Gründung einer Kleintierärztin in einer Hochburg mit fünf etablierten Praxen. Die selbstbewusste, hochqualifizierte Dame hatte sich sehr akribisch mit den Öffnungszeiten, den Ausstattungen, den persönlichen und fachlichen Ge gebenheiten der Wettbewerber auseinandergesetzt. Die Rechnung ging auf: Einer der erfolgreichsten Starts, die ich je begleitet habe.

Ertrags- und Liquiditätsvorausschau

Kein Businessplan ohne Zahlen. Neben Marketing, Rechtsform und der Organisation der Praxisabläufe genießt der Rechenteil eine besondere Priorität. Die Investitionssumme kann man noch leicht selbst ermitteln, die privaten Ausgaben unterschätzen jedoch die meisten. In erster Linie die Miete, Versicherungen, Kleidung und Lebensmittel, aber auch Unterhaltsleistungen und BAföG Rückzahlungen. Urlaub? Nein, für die nächsten Jahre zurückgestellt. Nur wer diese persönliche Liquidität von Anfang an einplant und eventuell mitfinanziert, wird die ersten Monate überstehen. Nachfinanzierungen – erfahrungsgemäß nach etwa sechs bis zehn Monaten opportun – lösen beim Banker Schnappatmung aus. Kürzlich meldete sich ein verzweifelter Praktiker bei mir, dem die Hausbank die Nachfinanzierung verweigerte. Seine Praxis war zwar langsam, aber erfolgversprechend gestartet. Nur die Lebenshaltung für die Familie stand nicht im Plan. Eine neue Bank musste her. Diesen nervenaufreibenden Mehraufwand hätte sich der Doc durch eine gewissenhaftere Finanzplanung ersparen können. Die Ertrags- und Liquiditätsplanung soll über drei Jahre den geplanten wirtschaftlichen Verlauf widerspiegeln. Dieser Part fällt Tierärzten naturgemäß besonders schwer. Er ist auch ohne kaufmännische Kenntnisse nicht darstellbar. Spätestens an dieser Stelle empfiehlt es sich, einen Berater zu konsultieren, der sich mit Vets & Co. auskennt.

Weitere Bestandteile

Eine Beschreibung des Gründers, der Lebenslauf und die Approbation komplettieren das Werk, sofern vorhanden, auch Miet- und Gesellschaftsvertragsentwürfe. Steht der Businessplan erst mal, hat man nebenbei auch alle Unterlagen für den Gründungszuschusses der Agentur für Arbeit mit erstellt. Die Erfahrung zeigt: Ein durchdachtes Konzept vermindert die Risiken erheblich. Von „Guttenbergen“ ist unbedingt abzuraten. Wer seine Zahlen selbst erstellt hat, kann später die Auswertungen des Steuerberaters nachvollziehen und seinen Erfolg kontrollieren.

Fazit

Die frühzeitige Wahl eines spezialisierten Beraters vermeidet Irrwege und bietet ein gutes Stück Sicherheit im Hinblick auf eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Von der Vision zur Realisierung ist es dann gar nicht so weit.

Foto: © Torsten Bernert

HKP 1 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2012.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.