29.03.2024 13:54 - Über uns - Mediadaten - Impressum & Kontakt - succidia AG - Partner
Tierärzte & Kliniken > Dr. Peter Kook > Ösophageale Manometrie – Druckmessung in der Speiseröhre beim Kleintier

Ösophageale Manometrie – Druckmessung in der Speiseröhre beim Kleintier

Druck beim Schluck

Die Mehrzahl von neuromuskulären Funktionsstörungen der Speiseröhre führt zum klinischen Beschwerdebild einer ösophagealen Dysphagie und kann nach manometrischen und pathophysiologischen Kriterien klassifiziert werden. Dr. Peter Kook und Jennifer Kempf erläutern das Diagnoseverfahren der Speiseröhrendruckmessung beim Hund.

Beim Menschen ist die ösophageale Achalasie die häufigste funktionelle Erkrankung der Speiseröhre. Bei dieser Erkrankung öffnet sich der untere Sphinkter der Speiseröhre nicht ausreichend gegenüber dem Magen, sodass abgeschluckte Nahrung nicht in den Magen gelangen kann. Diese ständige Belastung der Speiseröhre führt unbehandelt zu einer irreversiblen Ausdehnung der Speiseröhre (Megaösophagus). Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung mit entzündlicher Degeneration der hemmenden Nervenzellen im Nervensystem des Ösophagus vermutet. Klinisch dominiert eine Dysphagie für feste Speisen und Flüssigkeiten. Die definitive Diagnose beruht auf der Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie) mit dem Nachweis einer fehlenden Relaxation des unteren Ösophagussphinkters. Der sog. Idiopathische Megaösophagus ist die häufigste funktionelle Störung der Speiseröhre beim Hund. Bisher wurde vermutet, dass es sich um einen Schaden der nervalen Versorgung handelt, es wurden jedoch nie manometrische Untersuchungen des unteren Ösophagussphinkters zum Ausschluss einer primären ösophagealen Achalasie durchgeführt.

Die in der Praxis eingesetzten Verfahren wie Röntgen und fluoroskopische Schluckstudien ermöglichen in der Mehrzahl der Fälle keine korrekte Diagnosestellung. Die Speiseröhrenfunktion ist bisher weder beim gesunden Hund noch bei Patienten mit Speiseröhrenerkrankungen untersucht worden. In der Humanmedizin stellt die Manometrie die Methode der Wahl in der Ösophagusfunktionsdiagnostik dar. Die sog. hochauflösende Manometrie (high resolution manometry) ist ein neuartiges Verfahren in der Ösophagusfunktionsdiagnostik, das im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen Kathetersystemen mit 3 – 8 Druckaufnehmern nun Katheter mit 36 zirkumferentiell angeordneten elektronischen Drucksensoren verwendet. Dies ermöglicht eine kontinuierliche und ringförmige Erfassung sowie eine objektive Darstellung der physikalischen Druckgradienten in der gesamten Speiseröhre (Abb.1). Hierdurch können Störungen der Peristaltik, abnorme Druckgradienten bei funktionellen Obstruktionen und die Kontraktionen des oberen und unteren Ösophagussphinkters visualisiert werden. Bei der Durchführung der Messung wird ein Messkatheter aus der Kinderheilkunde (2.75 mm Durchmesser) verwendet. Dieser wird über die Nase bis in den Magen eingeführt und der Patient schluckt danach wiederholt kleine Mengen Flüssigkeit und Futter ab (Abb. 2). Zum Einführen der Sonde wird die Nase zuvor mit einem Gel lokal betäubt, damit das Einführen des Katheters nicht als unangenehm empfunden wird. Die gesamte Untersuchung dauert maximal 15 Minuten.

Foto: © Dr. Peter Kook

HKP 2 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 2 / 2012.
Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download

Die Autoren:

Weitere Artikel online lesen

Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.