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Exotisch unterwegs im Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen

Exotisch unterwegs im Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen

eine Reportage

Für diese Ausgabe wollte hundkatzepferd sich einmal im universitären Bereich umsehen. Die Wahl fiel auf die drittgrößte tierärztliche Bildungsstätte in Deutschland – den Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit etwas mehr als 200 Jahren wird in den verschiedenen Instituten und spezialisierten Kliniken geforscht und gelehrt. Ein Spaziergang über das Gelände unterstreicht das, denn man hört es an verschiedenen Stellen wiehern, muhen, piepen und krähen. Umgeben von außergewöhnlichen Tieren traf ich mich mit dem Leiter und Geschäftsführenden Direktor der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische – Prof. Dr. Michael Lierz.

Nach seiner Promotion und Habilitierung (Thema: „Vorkommen und Bedeutung von Mykoplasmen bei Greifvögeln„) an der Freien Universität Berlin, folgte Michael Lierz nach verschiedenen Stationen in seinem beruflichen Werdegang 2009 dem Ruf nach Gießen. Diesen Schritt ist er sehr gerne gegangen, denn die Mitarbeiter und Doktoranden der Poliklinik, der Labordiagnostik und der Bestandsbetreuung haben bis heute dazu beigetragen, dass die veterinärmedizinische Klinik im klinischen und im Forschungsbereich über die Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt und sehr angesehen ist – ganz speziell im Bereich der Exoten. Fachliche und soziale Kompetenz, gepaart mit einer hypermodernen Ausstattung, wirkt hier auszeichnend. Die enge Verzahnung der Grundlageninstitute und der Kliniken ist ganz gewiss ein Argument, dass bisher zu Beginn der vergangenen Wintersemester meist rund 200 Studenten ihr Studium in Gießen aufnahmen. Zu verdanken ist dies sicherlich auch dem Einsatz der Verantwortlichen der Universität Gießen sowie der Unterstützung des Landes Hessen. Derzeit befindet sich eine neue Klinik im Bau und so kann das Team rund um Lierz voraussichtlich 2014 in die neuen Räumlichkeiten mit höchsten Standards einziehen. Die Exotenklinik in Gießen untergliedert sich in drei Bereiche – 1. Bestandsbetreuung im Bereich Geflügel, 2. Labordiagnostik und 3. Poliklinik.

Die Bestandsbetreuung dient der tierärztlichen Versorgung von Geflügelbeständen, Wirtschaftsgeflügel und Rassengeflügelbeständen sowie der Ausbildung der Studenten in diesem Bereich. Im Rahmen der Forschung konnte kürzlich eine Technik zur Spermaentnahme bei Papageien patentiert werden, die zur assistierten Reproduktion bei bedrohten Arten verwendet wird. Nymphensittiche dienten hierzu als Versuchsmodell. Die Untersuchungen von Infektionskrankheiten im Tierversuchsstall zählen ebenfalls zur Forschung. Versuche an Tieren sind immer zweischneidig anzusehen – zu bedenken ist aber auch, dass eine Vermeidung folgeträchtiger Krankheiten Versuche erfordert. Das primäre Anliegen des Fachbereichs und von Lierz im Besonderen ist die Forschung und Lehre im klinischen Bereich und die Ausbildung der Nachwuchsveterinäre auf dem Fachgebiet der Exoten. Sein Wunsch ist es, dass sich das Wissen von niedergelassenen Tierärzten bei außergewöhnlichen Tieren verbessert und folglich gute Kooperationen mit den Praxen zu Stande kommen. Auch wenn der Wissensbedarf in Bezug auf Reptilien, Fische und Aquakulturen zunimmt, sind spezia lisierte Praxen oder nichtuniversitäre Fachkliniken aus ökonomischen Gründen selten zu finden. Durch die weit reichenden Kooperationen mit niedergelassenen Veterinärmedizinern überweisen diese die Tiere für Spezialuntersuchungen und Operationen an die Poliklinik, bevor sie die weitere Behandlung vornehmen.

Somit nun ein „kleiner Einblick“ in die Poliklinik

Bei meinem Besuch wurde eine Untersuchung eines knapp zwei Monate alten Wanderfalken durchgeführt, der seit wenigen Tagen nicht mehr fraß und ungewöhnlich kotete. Eine direkte Untersuchung und Analyse ließen unter dem Mikroskop eindeutig Clostridien erkennen. Diese Bakterien können, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden, zu einem tödlichen Verlauf der Erkrankung führen. Kommt es aufgrund der schwierigen Medikamenteneingabe durch die Besitzer zu einer stationären Aufnahme, ist dies für Schildkröten, Echsen, Leguane, Geckos, Würgeschlangen, Wildvögel und Fische unter Normalbedingungen wie auch unter Quarantäne möglich. Wird ein Tier vom Tierarzt an die Klinik überwiesen, so führt dies regelmäßig aufgrund der für die Besitzer schwierigen Medikamenteneingabe durch die Besitzer, zu einer stationären Aufnahme. Sind aufwändigere Untersuchungen und Opera tionen notwendig, fehlt es den eierlegenden Wirbeltieren an nichts. Das hausinterne Labor mit den Teilbereichen der Virologie, Bakteriologie, Parasitologie und Molekularbiologie ermöglicht eine direkte Untersuchung von z.B. Blutproben auf Erreger. Sind Röntgenaufnahmen oder auch Ultraschalluntersuchungen der Exoten notwendig, stehen dem Team der Klinik hochmoderne Systeme zur Verfügung.

Von der 70 kg schweren, im Wasser lebenden Schnappschildkröte, die an einer Verstopfung leidet, bis hin zu einem 1 – 2 g leichten Gecko mit einer Lungenentzündung – sie alle können mit diesen digitalen Spezialsystemen behandelt werden. Auch im OPBereich herrschen einmalige Techniken vor, sodass auch ein Wellensittich bei einer Nierentumorentfernung bestens versorgt ist, bevor er zur weiteren Behandlung zurück zum Haustierarzt geht. Die Abteilung der Fische untergliedert sich in einen Forschungs, einen Hälterungsund Patientenbereich. Ein Vielzahl unterschiedlich großer Aquarien beheimatet die außergewöhnlichsten Fische, wie zum Beispiel die wunderschönen rosafarbenen Regenbogenelritzen aus der Familie der Karpfen oder aber auch eine seltene Barschart aus einem Kameruner See. Hält man Reptilien richtig – nicht nur bei Untersuchungen – zappeln sie auch nicht rum. Bei meinem Besuch durfte ich ein grünes Leguan-Weibchen näher kennen lernen. Als die hübsche Dame, die vor rund drei Monaten als Findling in die Poliklinik kam, bei der Klinikleiterin Elisa Wüst oder Michael Lierz auf dem Arm saß, war sie ganz entspannt – nur bei mir wurde sie sehr aktiv und nutzte meine Schultern und meinen Kopf als Kletterobjekt. Eine interessante Erfahrung. Aber nicht nur dieser Moment, sondern der gesamte Besuch der Klinik und das nette Gespräch mit Professor Lierz waren eine Bereicherung. Man spürt, dass die Mitarbeiter über alle Abteilungen hinweg gerne in diesem Fachbereich arbeiten und sich wirklich mit der Universität und der Stadt identifizieren können.

Herzlichen Dank an dieser Stelle!

Wenn Sie sich informieren möchten, so schauen
Sie sich doch mal auf der Homepage um:
http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb10

Stichwörter:
Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Michael Lierz, hundkatzepferd, Exotenklinik, Poliklinik, Uni Gießen

HKP 5 / 2013

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 5 / 2013.
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Dr. Birte Reinhold, ICHTHYOL-GESELLSCHAFT
„Endlich hat sich hundkatzepferd zum Fachmagazin für den Tierarzt entwickelt. In der Ausgabe 03/12 fielen neben informativen Neuigkeiten aus dem Praxisbereich und den lustigen Nachrichten aus der Tierwelt viele anspruchsvolle und praxisrelevante Fachartikel in einem ungewöhnlich anschaulichen und erfrischenden Design auf. Auch ein Fachmagazin kann unterhaltsam sein und taugt somit auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Feierabendlektüre im Gartenstuhl. Gefällt mir!“
Prof. Dr. Arwid Daugschies, Universität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät – VMF
„hundkatzepferd serviert dem Leser den aktuellen Wissensstand in leicht verdaulicher Form. In Zeiten einer erdrückenden Informationsflut tut es gut, wenn solides Wissen auch in erfrischend entspannter Art angeboten wird.“
Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.