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Hände richtig händeln

Der korrekte und sichere Umgang mit dem wichtigsten Instrument eines jeden Tierarztes

Die Durchführung einer adäquaten Händehygiene inklusive der regelmäßigen Anwendung von Hautpflegeprodukten ist keine persönliche Angelegenheit, sondern vielmehr eine berufliche Pflicht und dient sowohl der eigenen Gesundheit, als auch der Gesunderhaltung der Patienten. Auch in der Prophylaxe von Hauterkrankungen spielt die Händehygiene, insbesondere bei medizinischem Personal, eine wichtige Rolle. Im ersten Teil des Beitrages in hundkatzepferd 3/09 wurde die Händewaschung als erste wichtige Maßnahme einer korrekt durchgeführten Händehygiene dargestellt. Teil 2 beleuchtet die Händedesinfektion und die richtige Pflege.

Händedesinfektion

Aus hygienischer Sicht und im Sinne des Hautschutzes, stellt die Händedesinfektion die geeignetste Methode dar, den transienten Keimgehalt der Hände effektiv zu reduzieren, ohne die Haut unnötig zu strapazieren.
In aller Regel besitzen Händedesinfektionsmittel als Hauptwirkstoff einen oder mehrere Alkohole, die schnell und breitflächig wirksam sind und nur ein geringes Allergiepotenzial haben. Das Vorurteil, dass Alkohole die Haut austrocknen und damit zu Hautschädigungen führen, hat zu verschiedenen Studien geführt, die jedoch schädigende Effekte widerlegen konnten.
Die Anwendung alkoholischer Desinfektionsmittel führte weder zu signifikanten Änderungen der Hautfeuchtigkeit und des Sebumgehaltes, noch konnten andere Faktoren identifiziert werden, die auf eine negative Beeinflussung der natürlichen Hautschutzbarriere hinweisen könnten. Irritationspotenzial lässt sich allerdings bei bereits vorgeschädigten Händen beobachten. Bei Langzeit- und Daueranwendung kann ein leicht austrocknender Effekt festgestellt werden, der jedoch auch abhängig von der Formulierung des jeweiligen Produktes ist. Daher enthalten einige Händedesinfektionsmittel Rückfetter und Moisturizer, die ein Austrocknen verhindern sollen.
Allerdings steigt das Risiko für Unverträglichkeiten – insbesondere bei sensibilisierter Haut – bei Desinfektionsmitteln, die eine Kombination von Pflege-, Konservierungsmitteln oder Parfümstoffen enthalten. Aus toxikologischer Sicht sind einige Wirksubstanzen, die in Händedesinfektionsmitteln eingesetzt werden, wie z.B. Benzalkoniumchlorid nur auf leicht beanspruchter Haut oder bei kurzzeitiger Anwendung ratsam, da diese das Stratum corneum penetrieren und somit sogar bis in die Blutbahn gelangen können. Daher ist bei empfindlichen Händen die Verwendung eines rein alkoholischen Präparates zu empfehlen.
Von den in Desinfektionsmitteln verwendeten Alkoholen ist Ethanol am hautfreundlichsten und weist die geringste Cytotoxizität bzw. das niedrigste Irritationspotenzial im Vergleich zu n-Propanol oder Isopropanol auf. Da die antimikrobielle Wirkung von Alkohol sehr empfindlich gegenüber jeder Verdünnung mit Wasser reagiert, müssen die Hände für eine Desinfektion trocken sein, wohingegen die Hände während der Einwirkzeit des Desinfektionsmittels durch dieses feucht gehalten werden müssen. Häufig wird die Händedesinfektion nicht richtig durchgeführt, sodass an unbenetzten Stellen, wie z.B. den Fingerzwischenräumen keine ausreichende desinfizierende Wirksamkeit erreicht werden kann. Hier ist unbedingt auf die richtige Technik zu achten; Entsprechende Schemata können bei den Herstellern angefordert werden.
Aus hygienischer Sicht ist eine Händedesinfektion der Händewaschung vorzuziehen, da eine Desinfektion die effektivste, sicherste und schnellste Keimreduktion gewährleistet. Zudem haben vergleichende Studien gezeigt, dass nach einer Händewaschung 17 mal mehr Keime von der Haut abgegeben werden, als dies nach einer Desinfektion der Fall ist.
Die Abgabe und Übertragung von Keimen über die Hände kann erwiesenermaßen ebenfalls durch die Verwendung eines adäquaten Pflegeproduktes reduziert werden. Daher kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, Hautschutz- und Pflegecremes einzusetzen und bei der Auswahl der Produkte auf gute Qualität zu achten. Erfahrungen zeigen, dass hier in der Praxis der Auswahl der Produkte keine besondere Bedeutung beigemessen wird und eher der Preis eine entscheidende Rolle spielt als die Produktqualität. Hautpflegeprodukte finden in der tierärztlichen Praxis kaum Verwendung. Zum einen wird die Anwendung solcher Produkte häufig nicht als notwendig erachtet oder persönliche Erfahrungen mit ungeeigneten Produkten lassen eine Nutzung unpraktikabel erscheinen.

Hautpflege

Hydratisierende Pflegecremes, die z.B. Allantoin enthalten, verhindern eine Dehydratisierung, verbessern die Wasserbindungskapazität des Stratum corneums und vermindern die Desquamation von Corneocyten. Andere Pflegestoffe, wie z.B. Panthenol, Ceramide und Lanolin beugen einer Schädigung der Hautschutzbarriere vor bzw. beschleunigen deren Regeneration. Somit kann die Haut und ihre Hautschutzflora gesund erhalten werden, wodurch sich potenziell pathogene Keime schlecht ansiedeln können und die Keimzahl der Hände niedriger ausfällt als dies bei trockenen und strapazierten Händen der Fall ist.
Durch die Anwendung von Pflegeprodukten können Tierärzte nicht nur das Risiko von Hauterkrankungen, sondern auch die Verbreitung potenziell pathogener Keimen vermindern. Bei Verwendung von Pflegeprodukten sollten Produkte aus Tuben oder Flaschen verwendet werden; Präparate in Dosen sind zu vermeiden, da es hier zu einer direkten Kontamination der Creme mit Keimen von den Händen kommt.
Bei der Auswahl des Produktes ist darauf zu achten, dass die Anwendung des Pflege mittels praktikabel ist. Am sinnvollsten ist es, hierfür eigens entwickelte Produkte zu verwenden, die sparsam in der Anwendung sind, sehr schnell in die Haut einziehen und damit gewährleisten, dass die Arbeit sofort wieder aufgenommen werden kann. Die in der Praxis oftmals anzutreffenden Creme-Dosen sind nicht nur wegen der unhygienischen Abpackung abzulehnen, sondern auch, weil diese Produkte „unpraktisch“ sind, aufgrund ihrer Konsistenz schlecht einziehen und ein nahtloses Weiterarbeiten fast unmöglich machen.

Nicole.Wenzel@schumacher-online.com

HKP 4 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 4 / 2009.
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Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
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Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.