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Equines Cushing-Syndrom

Teil 3: Diagnostik bei Cushing- und Rehepatienten

Laborparameter beim Rehepferd

Die routinemäßige Laboruntersuchung beim Hufrehepatienten beinhaltet die Untersuchung von Blut und Harn. Folgende Laborwerte sind zur Diagnosestellung und Ursachenforschung einer Cushing- und Hufreheerkrankung unerlässlich:

Blutuntersuchung

Für die technische Durchführung der hämatologischen Untersuchung werden vier verschiedene Medien benötigt. Je nach zu untersuchender Substanz kommen folgende Behälter zum Einsatz:

- Plastikröhrchen ohne Zusatz (Serum): Gesamteiweiß, Albumin, Globulin, Eiweißelektrophorese, Bilirubin, Gallensäuren, Kreatinin, Harnstoff, Kortisol, LDH, GLDH, gamma-GT, AST, AP, IAP, unveresterte Fettsäuren, Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid, Phosphat, T3, T4 Heparin (Plasma): die meisten Enzyme

- Plastikröhrchen mit Oxalat- Fluorid-Zusatz: Glukose

- Plastikröhrchen mit EDTA- Zusatz: Blutbild / Hämatokrit, Differentialblutbild (rot/weiß)

Anhand der veränderten Laborparameter können häufig betroffene Organsysteme (Niere, Leber) und krankhafte Zustände (CK, Muskel) als Ursache für eine Hufreheerkrankung identifiziert werden.

Harnuntersuchung

Die Untersuchung des Harns dient nicht nur dazu, krankhafte Veränderungen der Nieren und der harnableitenden Organe herauszufinden, sondern auch den Zustand des inneren Milieus und der aktuellen Belastungssituation zu ermitteln. Als wichtige Ausscheidungsorgane signalisieren die Nieren auch Störungen anderer Organsysteme, die ursächlich bei der Reheentwicklung beteiligt sind. Für die technische Durchführung werden saubere und dichte Behälter benötigt. Folgende Testmethoden stehen für die zu bestimmenden Parameter zur Verfügung:

- Indikatorpapier, Teststreifen, Teststäbchen: Protein(< 0,01 g/l), Kreatinin, Glukose, Keton, Bilirubin, Hämoglobin, Blut

-pH-Meter: pH-Wert (6,8–8,4)

-Refraktometer (frischer Urin): spez. Gewicht (Ref. 1,020–1,040)

-Titration: Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid, Phosphat

- Mikroskopie (frischer Urin): Harnsediment

*Besondere Untersuchungen+

Zur Diagnostizierung des Equinen Cushing- Syndroms (ECS, Ursache: Hypophysenadenom) existieren heute verschiedene Testverfahren, die sich als mehr oder weniger praktikabel erwiesen haben. An dieser Stelle werden die wichtigsten dargestellt.

Direkte ACTH-Bestimmung

Die direkte Bestimmung des ACTH ist zur Prüfung der Hypophysenfunktion hilfreich und gilt als sensitiv und spezifisch um Cushing- Patienten von gesunden Tieren zu unterscheiden. Es ist ein relativ risikoarmer Test für Hufrehepatienten und kann daher auch zur Therapiekontrolle eingesetzt werden. Die Blutprobe wird nach einer Übernacht- Nahrungskarenz morgens zwischen 8 und 9 Uhr entnommen werden und muss innerhalb von 3 Std. im Labor untersucht werden, da ACTH sehr empfindlich ist.

EDTA-Plasma: ACTH (gefroren versenden)

Dexamethason-Suppressionstest

Das Prinzip dieses Testes beruht auf einem negativen Rückkopplungseffekt durch die Applikation von Glukokortikoiden wie Dexamethason, was sich in einer reduzierten Ausschüttung von ACTH und dadurch auch von endogenem Kortisol ausdrückt. Im Falle eines Hyperadrenokortizismus fällt diese Unterdrückung weg und es kommt sogar zu einem Anstieg des endogenen Kortisolspiegels im Blutplasma. Es wird ca. nach 16 bis 20 Stunden nach i.m. Injektion von 0,04 mg/kg Dexamethason eine Blutprobe entnommen und der Kortisolwert bestimmt. Beim Pferd sollte die angegebene Dosis nicht überschritten werden, da die Gefahr einer Hufreheinduktion deutlich steigt und bislang keine hormonproduzierenden Nebennierentumore beim Pferd festgestellt wurden, die einen High-Dose-Dexamethason-Suppressionstest erfordern würden.

Thyreotropin-Releasing-Hormon-Stimulationstest

Beim Vorliegen von übermäßig hormonproduzierendem Hypophysengewebe, kann durch TRH eine gesteigerte Ausschüttung von ACTH mit daraus resultierendem Kortisolanstieg bewirkt werden. Bei gesunden Tieren hat dieses Hormon keinen Einfluss auf die ACTH-Sekretion. Probenentnahmensollten nach 15, 30, 60, 90, 120 und 180 Minuten im Anschluss and die i.v. Injektion von 1 mg TRH/Pferd durchgeführt werden. Dabei wird ein Anstieg des Kortisolwertes nach 15 bis 90 Minuten festgestellt. Zwar ist dieser Test relativ verlässlich, er ist aber aufwändig und teuer.

Kombinierter Dexamethason- Suppressionstest/ TRH-Stimulationstest

Gesunde Pferde reagieren nicht auf die TRH-Gabe, die Kortisolwerte bleiben durch die Dexamethasonwirkung weiterhin unterdrückt. Pferde mit Equinem Cushing zeigen eine signifikante Erhöhung des Kortisolspiegels nach TRH-Gabe. Zuerst wird der Kortisol-Basiswert bestimmt. Dann wird 0,04 mg pro KM Dexamethason i.v. appliziert und drei Stunden später der Kortisolwert bestimmt. Gleichzeitig werden 0,2 mg TRH pro 100 KM in 50 ml physiologischer Kochsalz-Lösung infundiert und nach 30 min und 20 Stunden der Kortisolwert bestimmt.

Insulin-Toleranztest

Häufig treten sowohl beim hypophysären Cushing-Syndrom als auch beim Metabolischen Syndrom deutlich erhöhte Insulinwerte im Blut als Folge der gesteigerten ?-Zellaktivität der Bauchspeicheldrüse auf. Der erhöhte Insulinspiegel weist zudem auf die vorliegende Insulinresistenz hin. Zur Überprüfung der Insulinaktivität und
Signalübertragung kann dieser Test effektiv eingesetzt werden. Bei gesunden Pferden wird eine Reduzierung der Blutglukose nach Gabe von Insulin (0,4 IE/kg KM i.m. nach 2 Std. um 75 %; 0,05 IE/kg KM i.v. nach 30 min. um 60 %) festgestellt. Bei Cushing-Pferden und Pferden mit Metabolischem Syndrom bleiben die Blutglucosespiegel dagegen bei den erwähnten Insulindosierungen relativ unbeeinflusst bzw. insulinresistent. Serum: Insulin (gefroren versenden; Nüchternblut sofern möglich verwenden)

Glukose-Toleranztest

Neben erhöhtem Insulinspiegel werden beim Metabolischen Syndrom und beim hypophysären Cushing-Syndrom auch erhöhte Blutglukosewerte gemessen. Daher kann zur Prüfung dieser Test hilfreich angewendet werden. Dem Test liegt die intravenöse Applikation einer Glukoselösung zugrunde, in einer Dosierung von 0,5 g/kg KM. Bei gesunden Pferden kommt es nach Injektion zu einem Anstieg der Blutglukose um 300 % des Ausgangswertes, der sich im Anschluss auch schnell wieder normalisiert. Bei Cushing-Pferden und beim Metabolischen Syndrom ist dagegen nur ein geringerer Anstieg messbar und der Abbau zum Ausgangswert dauert deutlich länger.

dneubert@equi-life.de

HKP 1 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2009.
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