Tierärzte & Kliniken
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Dr. Nicole Schröer
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Equines Cushing Syndrom
Equines Cushing SyndromNeue Erkenntnisse zur diätetischen BegleittherapieDas Equine Cushing Syndrom (ECS) bezeichnet die häufigste hormonelle Erkrankung des Pferdes. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Erkrankung wird mit 15 – 30 % bei Pferden über 15 Jahren angegeben [12]. Zur Therapie werden Medikamente aus unterschiedlichen Stoffklassen mit verschiedenen Wirkmechanismen eingesetzt. Doch nicht alle Pferdebesitzer möchten ihr Pferd mit „harten“ Medikamenten belasten. Gerade für alte und anfällige Pferde ist eine schonende Lösung wünschenswert. Dabei könnten ganzheitliche und nebenwirkungsfreie Lösungsansätze eine Möglichkeit darstellen. Pathogenese Das ECS wird aufgrund der Lokalisation der Krankheitsursache PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction) genannt und bezeichnet eine Funktionsstörung der Pars intermedia der Hypophyse. Die Ursache der PPID beruht nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen vermutlich auf einer Degeneration dopaminerger Nervenbahnen, ausgelöst durch oxidativen Stress [7, 8, 9]. Der hieraus resultierende Dopaminmangel führt zu einer vermehrten Bildung von Pro-Opiomelanocortin (POMC) in der Hypophyse, welches wiederum eine erhöhte Ausschüttung von adrenocorticotropem Hormon (ACTH), melanozytenstimulierenden Hormonen (MSH), Corticotropin like intermedia Peptiden (CLIP) und ß-Endorphinen bewirkt. Das führt unter anderem zu einer gestörten zirkadianen Rhythmik in der Cortisolproduktion [4]. Durch die Wirkung der erhöhten POMC-Abkömmlinge und den Druck der vergrößerten Hypophyse auf umliegende Strukturen kommt es zu dem spezifischen klinischen Erkrankungsbild, das individuell unterschiedlich ausgeprägt ist [7]. Das klinische Erscheinungsbild
Der Hirsutismus, eine Fellwechselstörung mit zu langem und teils lockigem Haar, ist für das Cushing-Syndrom pathogonomisch. Viele Pferde zeigen zusätzlich eine Hufrehe [5]. Das äußere Erscheinungsbild der Pferde verändert sich im Verlauf der Erkrankung zusehends. Die Pferde magern ab und es kommt zum Muskelabbau. Fettdepots supraorbital, am Kamm und der Kruppe gelten als typisch für die Erkrankung. Diagnosestellung Zur Diagnostik der PPID stehen zahlreiche Testverfahren zur Verfügung. Jedoch können das Erkrankungsstadium, die Jahreszeit, eine falsche Handhabung der Blutproben sowie Stress und Schmerzen (beispielsweise Hufrehe) die Testergebnisse beeinflussen und zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen führen. Die heute gängigen Testverfahren sind unter anderem die Bestimmung des ACTH im Plasma und der Overnight-Dexamethason-Suppressionstest (DST). Im Spätsommer und Herbst sind sowohl beim ACTH als auch beim DST erhöhte Werte zu erwarten [3]. Therapie Zur Medikation werden Präparate verschiedener Stoffgruppen eingesetzt. Die Wirksamkeit von Adrenostatika (z.B. Trilostan) und Serotoninantagonisten (z.B. Cyproheptadin) führt zu kontroversen Diskussionen. Zum Teil ließen sich die klinischen Symptome nicht oder kaum verbessern und unerwünschte Nebenwirkungen traten auf [11]. Das Medikament Pergolid (-mesilat), ein synthetisches Ergotalkaloid, ist als einziges beim Pferd zugelassen. Es fungiert als Dopaminagonist. Beim Pferd sind Nebenwirkungen wie Anorexie und Apathie sowie vereinzelt Durchfälle, Kotwasser, Aggressivität oder Koliken beschrieben. Durch Dosisreduzierungen konnten die Nebenwirkungen meist limitiert werden [13]. Gibt es Alternativen?
Die schulmedizinischen Therapieansätze sind mit Nebenwirkungen behaftet, daher begann die Suche nach Alternativen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem mittlerweile sehr beliebten Mönchspfeffer (lat: Vitex agnus castus L.). In einer In-vitro-Untersuchung an hypophysären Zellen des Rattengehirns konnte eine direkte Bindung des Mönchspfefferextraktes mit dopaminagonistischer Wirkung an der Hypophyse nachgewiesen werden [6]. Daraufhin wurde die Wirkung eines Mönchpfefferextraktes als alleinige Therapie untersucht. Überraschenderweise ließ sich keine nachhaltige Wirkung des Extraktes allein nach weisen. Verbesserungen der Bluttests oder klinischen Symptome waren nicht möglich [1]. Die alleinige Gabe des Mönchspfeffers scheint demnach die Komplexität der PPID nicht zu ergreifen. Literatur bei der Autorin Foto: © Dr. Nicola Schröer |
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