Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Tierarztpraxis
Tierärzte und ihre Beschäftigten tragen bei der Arbeit ein relativ hohes Unfallrisiko. Auch Berufskrankheiten kommen in der Branche vor: Hier führen Hauterkrankungen die Statistik an, gefolgt von Infektionen und Atemwegserkrankungen. Reduzieren lassen sich die berufsbedingten Unfall- und Erkrankungsrisiken in Tierarztpraxen durch systematische Prävention.
Biss-, Kratz- und Trittverletzungen
In Kleintierpraxen passieren am häufigsten Bisse und Kratzer durch Katzen oder Hunde. In Einzelfällen können die Verletzungen erhebliche Komplikationen nach sich ziehen – z.B. dann, wenn Sehnen oder Nerven betroffen sind. Großtierpraktiker werden eher durch Einquetschen, Treten oder Ausschlagen ihrer Patienten verletzt und ziehen sich dann häufig Prellungen oder Quetschungen zu. Solche Unfallrisiken lassen sich u.a. durch folgende Maßnahmen verringern:
// Neuen Mitarbeitern bewusst machen, dass Tiere unter Stress oft unberechenbar reagieren. Bei Berufsanfängern ist das Verletzungsrisiko besonders hoch.
// Die persönliche Schutzausrüstung, in Kleintierpraxen etwa stabile Lederschutzhandschuhe, griffbereit haben. Und regelmäßig überprüfen, ob sie in den richtigen Größen in ausreichender Anzahl vorhanden sind.
// Mit den Mitarbeitern die Fixierung von Patienten üben.
// In der Kleintierpraxis den Stress für die Tiere im Wartezimmer reduzieren – etwa durch Terminsprechstunden, getrennte Wartezimmer für Katzen und Hunde oder zumindest eine optische Trennung.
// Bei der Untersuchung und Behandlung von Hunden gegebenenfalls Maulkörbe nutzen.
// Beim Umgang mit Großtieren Zwangs- oder Klauenpflegestände und Hilfsmittel wie Nasenbremsen für Pferde einsetzen.
Gefahren für die Haut
Etwa die Hälfte der Berufskrankheiten, die der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) aus Tierarztpraxen gemeldet werden, betreffen die Haut. Häufiges Händewaschen, langes Handschuhtragen, der Kontakt mit chemischen Substanzen, Nässe und Kälte belasten die Haut in dieser Branche. Die Hände werden trocken, rau und rissig. Neben Irritationsdermatosen drohen dabei auch Allergien, schließlich können sensibilisierende Stoffe in die geschädigte Haut leichter eindringen. Wichtig sind deshalb eine schonende Händehygiene, effektiver Hautschutz und konsequente Hautpflege. Bei der BGW können Tierärzte kostenfrei einen branchenspezifischen Hautschutz- und Händehygieneplan bestellen. Als Aushang an den Handwaschplätzen erinnert er alle Beschäftigten daran, wann welche Hautschutz- oder Hygienemaßnahmen erforderlich sind.
Sonstige Gefährdungen
Zu den weiteren Themen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Tierarztpraxis gehören u.a.
// Zoonosen
// Atemwegsbelastungen
// Gefährdungen im Straßenverkehr
// Rückenbelastungen
// Gefahrstoffe und Röntgenstrahlung
// Stress und psychische Belastungen
// Stolper-, Rutsch- und Sturzgefahren
take home
Nur wer die konkreten Risiken und Belastungen seiner Beschäftigten kennt, kann diese minimieren. Deshalb ist die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung das Basisinstrument des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Unterstützt von Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit, verschafft sich der Arbeitgeber so eine gute Planungsgrundlage für die Prävention in seinem Betrieb. Die BGW unterstützt Inhaber von Tierarztpraxen mit Informationen, Seminaren und Beratung beim Arbeits- und Gesundheitsschutz. Bei Arbeits- und Wegeunfällen sowie Berufskrankheiten ihrer Versicherten gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass der oder die Betroffene wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Selbstständig tätige Tierärzte sind, anders als ihre Beschäftigten, nicht gesetzlich bei der Berufsgenossenschaft versichert. Sie können aber eine freiwillige Versicherung für sich bei der BGW abschließen.
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