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Tipps zur Prophylaxe einer MRSA-Infektion

Hygienemaßnahmen finden in der tierärztlichen Praxis oder Klinik leider nur selten die nötige Aufmerksamkeit. Dabei fordert die Bundes-Tierärzteordnung, dass der Tierarzt dazu„berufen ist, Leiden und Krankheiten der Tiere zu verhüten(….)“ und „den Menschen vor Gefahren und Schädigungen durch Tierkrankheiten (….) zu schützen“. Dieser Forderung kann nur durch ein explizites Hygienemanagement genüge getan werden.

In der Humanmedizin bestehen für den Umgang und die Prophylaxe von MRSAInfektionen diverse Handlungsempfehlungen. Ähnliche Anweisungen für den Umgang mit MRSA im Veterinärbereich fehlen hierzulande, während in Großbritannien und Nordamerika jedoch bereits solche Richtlinien existieren. Mangels eigener Leitlinien erscheint es durchaus sinnvoll, sich diese Handlungsanweisungen genauer anzuschauen und in ihren Grundzügen in der eigenen Praxis oder Klinik zu implementieren. Wichtigste Maßnahme, um eine etwaige Weiterverbreitung von MRSA in Tierarztpraxen und -kliniken zu vermeiden, ist eine korrekte und regelmäßige Händehygiene.
Nach Vorgabe des „Compendium of Veterinary Standard Precautions: Zoonotic Disease Prevention in Veterinary Personnel” sollten die Hände zwischen jedem Tierkontakt, nach Kontakt mit Körpersekreten und -exkreten sowie anderen Körperflüssigkeiten, als auch mit hierdurch kontaminierten Gegenständen und Geräten gründlich gewaschen werden. Dementsprechend sind in jedem Behandlungs- und Untersuchungsraum ein Handwaschplatz mit fließendem Wasser, ein Wandspender mit Flüssigseife und auch Papierhandtücher erforderlich. Hierbei gilt es, einige wichtige Dinge zu berücksichtigen.

Handwasch-Armatur

Der Handwaschplatz sollte idealerweise nur mit dem Ellenbogen zu bedienen sein. Ist dies nicht möglich, sollte der Wasserhahn nach Abschluss der Handwäsche unter Verwendung eines Einmalhandtuches geschlossen werden. Somit kann das Risiko einer neuerlichen Rekontamination ausgeschlossen werden.

Seifenspender

Die Waschlotion sollte aus einem Einmalspender entnommen werden. Idealerweise werden Wandspender mit einem Armhebel eingesetzt, bei denen die Bedienung mit dem Unterarm erfolgen kann und bei denen zum Nachfüllen jeweils eine neue Flasche Waschlotion eingesetzt werden kann. Dies verhindert sowohl eine potentielle Kontamination des Armhebels bzw. der Vorrichtung zur Entnahme der Waschlotion, als auch der Seife an sich. Aus hygienischen Gründen sollte demzufolge also die Verwendung eines wieder befüllbaren Seifenspenders oder gar von Seifenstücken unterbleiben.

Waschlotion

Neben der Verwendung normaler Seife, welche Schmutz entfernt und die transiente Hautflora reduziert, können auch antimikrobielle Waschlotionen mit einer besonderen und begutachteten Wirksamkeit gegenüber MRSA eingesetzt werden. Antimikrobielle Waschlotionen, wie z.B. Decontaman, eliminieren sowohl die residente als auch transiente Hautflora bzw. inhibieren deren Wachstum und sind deutlich wirksamer als normale Seifen. Sie stellen somit in bestimmten Fällen eine sinnvolle Alternative zur Händedesinfektion dar, z.B. vor bzw. nach dem Kontakt zu einem nicht ansteckungsverdächtigem Tier, wie dies bei Impfungen oder orthopädischen Untersuchungen der Fall ist. Im Sinne der Anwenderfreundlichkeit und in Anbetracht der hohen Anzahl von Hautreizungen und -erkrankungen bei tiermedizinischem Personal sollten nur feuchtigkeitsspendende, rückfettende und pHhautneutrale Seifen verwendet werden.

Handtücher

Zum Abtrocknen der Hände sind Einmalhandtücher zu benutzen. Die häufig praktizierte, mehrmalige Verwendung von Baumwollhandtüchern ist aus hygienischer Sicht nicht vertretbar. In den häufig noch teilweise feuchten Handtüchern, die z.T. zum Trocknen noch über oder in der Nähe der Heizung aufgehängt werden, bestehen so hervorragende Bedingungen für ein Keimwachstum. Somit beinhaltet die Abtrocknung der Hände ein nicht unerhebliches Kontaminationsrisiko. Gänzlich obsolet, leider noch häufig praktiziert, sollte ein „Universal-Handtuch“ sein, das neben dem Abtrocknen der Hände auch für Instrumente, kleine Flächen etc. genutzt wird.
Neben der korrekt durchgeführten Handwäsche ist entsprechende Schutzkleidung zu tragen, um das Risiko einer Keimverschleppung zu minimieren. In aller Regel sind für jedes erkrankte Tier, sowie bei Kontakt zu verschiedenen Körperflüssigkeiten, mukösen Membranen und Hautverletzungen neue Handschuhe anzulegen. Nach Vorgaben des „Compendium of Veterinary Standard Precautions” sind außerdem zusätzlich auch Ärmelschoner zu tragen. Es kann sogar nötig sein, bei der Behandlung und Untersuchung eines Patientens mehrfach die Handschuhe zu wechseln. Das Tragen von Handschuhen ersetzt jedoch in keinem Fall die erforderliche Waschung der Hände. Ebenfalls sehr wichtig ist es, Einrichtungen oder Geräte, die nicht desinfiziert werden können, zu vermeiden oder entsprechend vor Kontaminationen zu schützen. So sind z.B. wasserfeste Tastaturen oder entsprechende Schutzhüllen zu verwenden. Obwohl die Weiterverbreitung von MRSA hauptsächlich über einen direkten Kontakt stattfindet, dürfen patientennahe Flächen nicht vernachlässigt werden. So sind Untersuchungstische nach jedem Tier ordnungsgemäß zu desinfizieren. Auch andere Oberflächen, die einem Kontaminationsrisiko ausgesetzt sind, müssen ebenfalls einer Desinfektion unterzogen werden. Hierbei kommt in aller Regel eine alkoholhaltige Sprühdesinfektion zum Einsatz. Häufig wird dabei der Fehler gemacht, vor Ablauf der Einwirkzeit die behandelte Stelle abzutrocknen, wodurch keine sichere Wirkung gewährleistet werden kann! Im Sinne des Anwenderschutzes und gemäß Forderungen der Berufsgenossenschaften sollen Sprühdesinfektionen aufgrund der damit verbundenen Aerosol-bildung allerdings generell nicht mehr zum Einsatz kommen. Stattdessen wird empfohlen, das Desinfektionsmittel mit einem Einmaltuch aufzubringen. Hierfür kann einerseits das Desinfektionsmittel direkt in das Tuch gesprüht werden oder auf in der Humanmedizin vielfach bewährte Eimersysteme mit vorgetränkte Einwegtüchern zurückgegriffen werden. Für stationäre Eingriffe vorgehaltene Käfige oder Abteile sind täglich zu reinigen, Einstreu, falls vorhanden, ist ebenfalls täglich zu wechseln und ggf. auch zu desinfizieren. Der Erfolg von Präventionsmaßnahmen ist im höchsten Maße von den Mitarbeitern der jeweiligen Praxis oder Klinik abhängig. Daher ist es von außerordentlicher Bedeutung, dem Personal das entsprechende Wissen und die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen zu vermitteln. Insbesondere für alltägliche Prozeduren, wie z.B. die Instrumentenaufbereitung, aber auch „Ausnahme -Situationen“, wie z.B. einem MRSA-Verdacht sind Arbeitsanweisungen zu formulieren. Damit wird zum einen eine ordnungsgemäße Durchführung der entsprechenden Maßnahmen gewährleistet, sowie andererseits den Mitarbeitern ein Kompetenzbereich zugewiesen, den sie qualifiziert und verantwortungsbewusst wahrnehmen können.

nicole.wenzel@schumacher-online.com

HKP 1 / 2009

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe HKP 1 / 2009.
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Dr. Anja Stahn ( Leitung der Geschäftseinheit VET in Europa und Middle East bei der Alere )
Die hundkatzepferd begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Nach wie vor begeistern mich
die Aufmachung, der fachliche und informative Inhalt sowie und die beeindruckenden Fotos des
Fachmagazins. Ganz deutlich ist seit einigen Monaten eine noch stärkere Ausrichtung auf die Belange
und Interessen der Tierärzteschaft zu erkennen. Dies ist sehr erfreulich. Das Magazin gehört in jede
Praxis und sollte unterhaltsame „Pflichtlektüre“ für das ganze Praxisteam sein.